„Die Menge derer aber, die gläubig geworden, war ein Herz und eine Seele, und auch nicht einer sagte, dass etwas von seiner Habe sein eigen sei, sondern es war ihnen alles gemeinsam.“ (Apg 4,32)
Es gehen seltsame Dinge vor sich – auf allen Ebenen und in allen Bereichen, ob es das Klima, das Bienensterben (http://nuoviso.tv/nuoviso-filmproduktion/summ-mir-das-lied-vom-tod/436-summ-mir-das-lied-vom-tod) oder der Wirtschaftscrash ist. Alles spitzt sich zu – rasch und unerbittlich. Wir leben in Zeiten des Umbruchs und müssen uns täglich in Gott verankern, um nicht fortgerissen zu werden mit den sich überschlagenden Nachrichten von Krieg und noch mehr Krieg, Hunger, Dürre, Flut und Beben. Nie zuvor war unsere „zivilisierte Welt“ so unzivilisiert.
Im Sturm schauen wir uns um, wo die Freunde eigentlich geblieben sind, die wir so sträflich vernachlässigt haben vor lauter Arbeit und Stress – und Dienst für Gott. Nach über 20 Jahren Gemeindearbeit bis zur Erschöpfung habe auch ich mich umgesehen und festgestellt, dass ich keine Freunde mehr hatte. Jenseits der Gemeindearbeit, die uns zu Kollegen und Funktionären im „Ministryteam“ machte, gab es keine Zeit mehr für wirkliche Beziehungen – nicht mal in der Familie.
In den Krisen, die jetzt die Welt schütteln – und das ist nur der Anfang der Wehen – wird es auf Freunde ankommen, Leute, mit denen wir durch dick und dünn gehen- und mit denen wir wirklich unser Leben teilen können – in guten wie in schlechten Tagen. Die Erfahrung zeigt, in den guten Tagen haben wir viele Freunde, aber wenn es uns schlecht geht, nur noch wenige – und wenn alle aufgrund der Zeiten angespannt sind, dann zeigt sich, wie brüchig die Beziehungen überhaupt sind, die wir durch die vergangenen Jahre aufgebaut haben – oder eben nicht. Wir haben einfach auf das falsche Pferd gesetzt: Aufwändige Programme, Prestigeobjekte, gewaltige Konferenzen, Managementmethoden, Geld (bzw. Schulden), usw. – so wie die Welt auch. Beziehungen wurden instrumentalisiert zum Zwecke der Steigerung der erfolgreichen Gemeindearbeit. Angeblich verlangt Gott das von uns – und immer schön dabei lächeln.
Wir müssen uns fragen, mit wem wir „ein Herz und eine Seele“ sind, mit wem wir alles teilen, was wir haben, weil wir uns als eins erleben – in Liebe und in Wahrheit.
An diesem Punkt sind die Seelen der Menschen sehr empfindlich. Wenn sie merken, dass sie doch wieder nur zur Erreichung irgendwelcher Ziele anderer – auch wenn die sich „Mission“ und „Vision“ nennen (oder modern: „Leitbild“) – eingespannt werden und dafür die Liebe missbraucht und die Wahrheit gebeugt wird, dann werden sie bitter und „machen dicht“. An diesem Punkt angelangt, kann man jegliche Gemeindearbeit einstellen, alles Weitere ist nur noch Heuchelei. In der Regel wird sie aber nicht eingestellt, sondern geht mit immer weiterführenden Kompromissen und Unstimmigkeiten einher – Schein und Sein driften weiter auseinander, bis sie nichts mehr miteinander zu tun haben.
Und Gott wartet, bis wir den Karren endlich vor die Wand fahren und wieder von vorne anfangen – aber diesmal als Freunde – in Liebe und Wahrheit, die ganz ehrlich miteinander sind und sich davor hüten, einander zu verlieren und zu verkaufen an ein erfolgsgetriebenes Gemeindegeschäft.
Der Schutz echter Freunde ist sehr viel größer als der des ach so vollmächtigen Pastors und seiner gesalbten Gemeinde, das hat noch jede Krise erwiesen. Weder der Pastor noch die Gemeinde haben Zeit für die, die Zeit brauchen. Nur Freunde haben das. Die kommen auf die Idee, jeden Tag anzurufen oder vorbeizukommen und das Kochen zu übernehmen, usw. Sie sind bereit, selbst in „sündigen“ Katastrophen ihre Hände schmutzig zu machen und uns nicht fallen zu lassen und mit Anklagen und Besserwisserei zu überziehen. Sie halten uns aus.
Ich bin völlig überzeugt: Die Zeit ist überreif danach zu fragen, wer wirklich unsere Freunde sind.
Empfehlung: “Die Akte Lot”. Dort geht es zentral um die Frage der Freunde.