Stufen des Glaubens Teil 2

Wir fahren mit den Reifestufen eines lebendigen Glaubens, den der Geist Gottes in uns kultiviert, fort. Im letzten Beitrag ging es um die Stufen 0-3. Die Einheit und die Übereinstimmung mit Gott nehmen von Stufe zu Stufe zu und entsprechend unser „Werden wie er“. Das ist das Ziel des Jüngers: zu werden wie der Meister. Aber nicht durch Imitation, sondern durch Initiation.

Der Heilige Geist führt uns durch Prozesse der Offenbarung und Verwandlung, die uns dem Wesen Christi angleichen und heilig machen. Wir werden gleichermaßen vermenschlicht wie vergöttlicht. Der Glaube ist dabei das Vertrauen auf die Hand des Herrn, uns den Weg, der uns einige Male durch „Sterben und Auferstehung“ führt, zu geleiten.

Stufe 4. Mehr Erfahrungen mit Gott werden gemacht, wir gewinnen tiefere Einsicht und Aussicht, machen Fortschritte im Loslassen von uns selbst und der geistgewirkten Verwandlung in das Bild Gottes in Christus. (Wir werden, die wir sind.) Unser Glaube ist keine eigene Leistung mehr, sondern eine Partizipation an dem Glauben Jesu.

Aufgrund der inneren Reinigung und Erweiterung unseres Bewusstseins (fortschreitende Erweckung) verschwinden viele „Kinder-Krankheiten“ und wir erleben eine schöne Stabilität im Glauben. Das vorher gewohnt heftige Auf und Ab hört auf. Wir sind definitiv von der Tribüne aufs Spielfeld gegangen. Jüngerschaft.

Stufe 5. Eine Vertrautheit mit Gott (Intimität), eine beständige Erfahrung von „er in mir und ich in ihm“ (mein Glaube in seinem Glauben und sein Glaube in meinem Glauben), ein robuster Glaube, der sich aus IHM nährt und weniger aus uns selbst. Wir werden belastbarer und risikofreudiger. Wir haben einen lebendigen Glauben, der nichts mit Dogmatismus zu tun hat, sondern mit Verbundenheit. Unser Inneres ist schön beweglich, wir erleben differenziertere Offenbarungen und genauere Führungen als zuvor. Vieles Übernatürliches kommt uns gar nicht mehr so vor.

Stufe 6. Auf dieser Stufe verkörpern wir göttlichen Glauben, himmlische Hoffnung und unbedingte Liebe. Wir haben nicht eine religiöse Meinung, Lehre und Idee darüber, wir SIND es. Wir leben es, es lebt uns. Auf dieser Stufe sind wir sehr stabil und wirkungsvoll. Was für die Anfänger undenkbar ist, ist für diese Stufe ganz normal. Unser Glaube ist zu Hingabe geworden.

Wir bringen beständige Frucht, halten eine Menge Widrigkeiten aus, ohne einzuknicken und haben die Kraft, die Waffenrüstung zu tragen, Boden zu gewinnen und ihn zu halten. Unser Verständnis geistlicher Gaben, Kräfte und Dienste ist gereift, wir können andere lehren und inspirieren, motivieren und begleiten.

Stufe 7. Auf dieser Stufe sind wir „Älteste“, also reife geistliche Persönlichkeiten geworden, Väter und Mütter, die im Glauben vorbildlich sind, beständig, diszipliniert, tugendhaft. Der Glaube Christi wirkt durch uns „große“ Dinge, aber wir bilden uns nichts darauf ein, weil wir selbstlos geworden sind. Ein selbstloser, bewährter Glaube ist pures Gold.

Unser Inneres und Äußeres ist deckungsgleich, wir sind wahrhaftig. Da die Wahrheit frei macht, geht von uns Freiheit aus und Menschen fühlen sich in unserer Gegenwart frei und sehen in unserem Licht DAS Licht. Allein unsere Gegenwart ist höchst wirkungsvoll, auch wenn wir gar nichts sagen oder tun.

Was wir sagen, geschieht, darum sind wir vorsichtig mit unseren Worten. Wir bringen vom Thron der Gnade reichlich Güter in die Welt. Um uns her sammeln sich Menschen ohne unser Zutun, weil wir für sie göttliche Quellen und Oasen sind.


Auf jeder Stufe gibt es Kreise, Gruppen, Dienste und Gemeinden, die das entsprechende Maß an Glauben für das Mögliche oder das Endgültige halten. Sie verwalten ihre Mitglieder auf dieser Ebene und können ein schweres Hindernis für das geistliche Wachstum auf die nächste Reifestufe darstellen.

Auf jeder Stufe kommt es zum Konflikt zwischen institutionellen Strukturen, die sagen: „Bleib hier!“ und dem Geist, der sagt: „Komm weiter!“. Die meisten Gemeinden fördern den Glauben, haben ab einem bestimmten Punkt jedoch eine bremsende Wirkung auf das Wachstum des Glaubens. Dieser Punkt ist oft die Reifestufe des Hauptpastors, der – ob bewusst oder unbewusst – niemanden an sich vorbeilässt. 

Das Wachstum, bzw. die Entfaltung des Glaubens muss keine Grenze haben. Jede Stufe wird zum Ausgangspukt für die nächste. Der reifer werdende Mensch wird selbständiger und mündiger und braucht immer weniger Betreuung, Aufsicht und Fremdbestimmung. Hier werden viele Fehler gemacht, indem „alle gleich“ behandelt werden, also die Unreifen wie Reifen und die Reifen wie Unreife.

Die „für alle verbindlichen“ Vorgaben, die normierte Glaubens-Gleichschaltung der Mitglieder einer Gemeinde, die liturgische Festlegung der Formen, usw. sind kein Zeichen von Reife, sondern von mangelnder Unterscheidung. Brauchen die Anfänger im Glauben noch Erziehung, Richtlinien und Rahmen, brauchen die Reifen das nicht mehr, weil sie sich selbst regulieren, richten und ihrer Bestimmung folgen.