Die Zügel der Furcht

Ich sage aber euch, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und nach diesem nichts weiter zu tun vermögen. Ich will euch aber zeigen, wen ihr fürchten sollt: Fürchtet den, der nach dem Töten Macht hat, in die Hölle zu werfen; ja, ich sage, diesen fürchtet. (Lukas 12,4-5)

Immer noch geht es um die Pharisäer. Nachdem Jesus seine Jünger im Besonderen vor dem „Sauerteig der Pharisäer“, der Heuchelei, gewarnt hat, spricht er jetzt offenbar zu der Volksmenge, die sich zu Tausenden um das Haus des Pharisäers gesammelt hat, der Jesus zum Essen eingeladen hatte (11,37). Sie hatten die Aussage Jesu über das „Töten und Vertreiben der von Gott gesandten Propheten und Apostel“ (11,47-51) gehört, denn die frommen Oberen aller Zeiten neigen dazu, jede Abweichung von ihren Vorgaben zu verfolgen und streng zu ahnden – am besten mit einer medienwirksamen Hinrichtung, die allen klar macht, wer das Sagen hat.

Und wie immer müssen wir feststellen, dass Jesus über grundlegende Prinzipien spricht, die immer  gelten, auch heute. In aller Welt wurde und wird keine Gruppe so sehr verfolgt und getötet, wie die Christen. Der Hauptverfolger wurde häufig die Kirche selbst, die von den Schriftgelehrten und Pharisäern übernommen wurden, denn sie wissen ja besser, als alle anderen, wie Religion geht.

Die Furcht der Menschen, aufzufallen, infrage gestellt zu werden, gar vorgeführt und untersucht zu werden, ob sie auch korrekt, linientreu, kadaver-gehorsam und den Herren genehm sind, wird voll ausgenutzt, um sie zu kontrollieren bzw. fremdzubestimmen. Alle Imperien machen es so und arbeiten professionell mit Furcht und Einschüchterung. Wie soll man Menschen regieren, die sich nicht fürchten?

Nun fordert Jesus die Menschen, die „Schafe“, das endlose Heer der von der Hierarchie Abhängigen in einer revolutionären Ansprache auf, das Joch der Furcht abzuschütteln. Selbst wenn sie getötet werden, ist es „nur“ ihr Körper, der ihnen genommen wird. Ihre Seele, ihr wirkliches Wesen, kann ihnen nicht genommen werden. Aber es gibt einen, der auch das kann und die Macht hat, eine Seele in die Hölle zu werfen. DAS ist viel „furchtbarer“ als der physische Tod.

Ich glaube nicht, dass es Jesus darum geht, die Leute mit der Hölle zu bedrohen, sondern darum, Klarheit über die wahren Machtverhältnisse zu schaffen. Die Macht des Systems, der Hierarchie, der Obrigkeit ist begrenzt auf das Irdische, die Macht Gottes ist unbegrenzt. Also sollten wir uns besser an Gott orientieren und uns mit ihm verbünden, dann überwinden wir die Welt, ja, sogar die Todesfurcht.

Gott offenbart uns eine Wirklichkeit, die wir „Himmel“ nennen, die uns ganz nah ist. Er gibt uns seinen Geist, damit dieser uns die Augen des Herzens öffnet, damit wir sie wahrnehmen können. Das ist es, was die Welt nicht akzeptiert und ihre Herrscher verfolgen. Die Erleuchtung der Augen unseres Herzens durch ein Wesen, welches sie nicht unter Kontrolle haben, sowie die Wahrnehmung des Himmels, den sie ebenfalls nicht regeln und bestimmen können, das geht gar nicht. Das ist zu viel der Freiheit. Dies muss verboten werden – gerne bei Todesstrafe.

Jesu Aufruf, Gott zu fürchten, ist der Aufruf, die Pharisäer und Schriftgelehrten mit ihrer Macht-Anmaßung nicht zu fürchten. Sich in einer Welt, die von Furcht beherrscht, durch Furcht regiert und kontrolliert wird, nicht zu fürchten, das ist eine wahre, himmlische Revolution! Sie funktioniert nur dadurch, dass uns Gott und sein Reich realer werden als die Welt und ihr Machtgehabe.

Es reicht dafür nicht aus, etwas über das Reich Gottes zu wissen oder darauf zu hoffen, nach unserem Ableben dort hoffentlich einzutreten. Wir brauchen die Offenbarung und Taufe in die himmlische Realität und Herrlichkeit durch den Heiligen Geist – jetzt und hier.

Jesus ist der Täufer in den Heiligen Geist, der Heilige Geist der Täufer in die Wahrheit. Jesus bringt uns die Gabe des Heiligen Geistes, der Heilige Geist bringt uns die Gabe der Erleuchtung der Augen unserer Herzen. Die brauchen wir, um Gott und den Himmel zu erkennen, wie sie wirklich sind. Nicht, um sie nur intellektuell  oder theologisch zu erfassen, sondern ganz real mit unserem ganzen Sein. DAS entbindet uns der Matrix der Welt und integriert uns in eine höhere Wirklichkeit. Sie ist unser neues Zuhause. Und sie ist heilig. Mein Vorschlag: besser wir fahren in den Himmel als in die Hölle! Selbst wenn die ganze Welt dagegen ist.