Meine erste „Schreibwerkstatt“ ist gelaufen! Es war eine gute Gruppe, ca. 15 Personen, die einen Tag lang an Fragen rund ums Schreiben in der Herrlichkeit gearbeitet haben. Ich denke, alle haben etwas für sich mitnehmen können, um mutig an ihre Ideen und Skripte dranzugehen.
MUT ist für jede kreative Arbeit essentiell. Immer gibt es innere und äußere Widerstände zu überwinden. Die Frage, warum das so ist, kann vielfältig beantwortet werden. Jedenfalls fällt uns die Geburt eines guten Textes oder gar Buches nicht einfach in den Schoß. Vergessen wir die Wunschvorstellung, eines Tages käme die große Salbung über uns und der geniale Plot schreibe sich wie von selbst.
Natürlich: tiefe Ergriffenheit und hohe Inspiration sind überaus nützlich, um ans Werk zu gehen. Aber die vielen Stunden des Ausformulierens und Editierens sind je nachdem quälend langweilig und langwierig. Die Offenbarung widerfährt uns auf dem Berg, geschrieben wird im Tal…
Wir verlieren das große Bild, den Faden, die Tiefe und Qualität, die wir für einige Momente hatten und halten konnten. Dann kommen die Zweifel und der Perfektionismus gibt uns den Rest. Wir verlieren den Mut, weiterzumachen. Das ist ein kritischer Punkt! Jetzt entscheidet sich, ob wir aufgeben und kapitulieren oder uns neu entschließen, den Kampf um die Verwirklichung unseres Traums aufzunehmen. Leider geht es mehrheitlich schlecht für die Buch-Geburt aus und die Schwangerschaft wird vorzeitig abgebrochen. Tragisch!
Die Schwangerschaft im Natürlichen ist ein gutes Bild für die Schwangerschaft im Geist. Wir tragen eine Vision, eine große Idee aus. Sie durchläuft den Prozess der Zeugung, des Austragens und der Geburt. So schön der Moment der Zeugung gewesen sein mag, so lang zieht sich die Phase der Schwangerschaft hin – neun Monate Geduld und Realisieren, das man Eltern wird! Das Kind fordert immer mehr Raum und Beachtung, es tritt und regt sich. Nichts wird bleiben, wie es war.
Auch die Geburt ist nicht ohne, sie kostet Blut und Schweiß. Bis an die äußersten Grenzen wird gedehnt und gepresst. Entsprechend ist es mit der geistlichen Geburt eines Textes, der so weit ist, in die Materie zu kommen und als fertiges Buch in den Händen des Autors zu liegen. Dann werden die Mühen und Wehen vergessen, das Ergebnis ist da, oh Freude, es ist vollbracht. Natürlich ist es damit noch nicht getan, viele Aufgaben gehen dann erst richtig los – so wie es mit einem Neugeborenen ja auch ist.
Im Prozess der Schwangerschaft mag einer werdenden Mutter der Mut entfallen. Sie verliert die Form, ihr ist schlecht, sie geht durch seltsame Zustände, die sie erschrecken können und die ihre eigenen Pläne zunichtemachen. Geben wir unserem Buch das „Recht“ dazu, uns durch die Phasen und Zustände zu bringen, die es braucht, um zu wachsen? Dann werden wir am Ende ein schönes Kind zur Welt bringen! Geben wir uns jedoch dem Prozess nicht hin und zwängen unser Buch in unseren Alltag hinein, den wir keinesfalls bereit sind, dem Werden des Buches anzupassen, wird sich die Schwangerschaft ewig hinziehen und uns irgendwann zu sehr belasten, um weiterzumachen. Dann wird das Projekt „abgetrieben“ und mit dem schalen Gefühl, etwas „Großes“ verloren zu haben, vergessen.
Also ermutige ich alle Schüler der Schreibwerkstatt, die sich der Herausforderung stellen, in der Herrlichkeit zu schreiben, nicht nachzulassen. Das Werden eines guten Buches wird uns bis an den Rand des Möglichen dehnen und uns die Schweißperlen auf die Stirn treiben, so hoch wird der Druck der Wehen. Aber dann kommt der Tag der Geburt und wir danken Gott, dass wir durchgehalten haben und standhaft geblieben sind, bis unser Text seine finale Form gefunden hat und lebendig, geformt und reif dafür geworden ist, das Licht der Welt zu erblicken.