Heilige, Apostel und Propheten

Sei fröhlich über sie, du Himmel, und ihr Heiligen und Apostel und Propheten! Denn Gott hat für euch das Urteil  an ihr vollzogen. Und ein starker Engel hob einen Stein auf wie einen großen Mühlstein und warf ihn ins Meer und sprach: So wird Babylon, die große Stadt, mit Gewalt niedergeworfen und nie mehr gefunden werden. (Offenbarung 18,20-21)

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Während die Kaufleute und Schifffahrtsunternehmen der Erde weinen und trauern, ist der Himmel hoch erfreut. Und mit ihm „Heilige, Apostel und Propheten“. Anscheinend sind diese besonders verbunden mit Gott und verstehen, was vor sich geht. Längst haben sie sich von Babylon verabschiedet und sind durch viele Prozesse der Buße gegangen, um den Geist der Hure aus sich selbst und darüber hinaus aus ihren Familien und Gemeinschaften zu entfernen. 

    Ich fürchte, viele Christen wissen nicht, was es mit dem Geist und Wesen Babylons, das sich u. A. durch „Hurerei“ definiert, auf sich hat. Sie beschränken Hurerei oder Unzucht auf eine sexuelle Ebene, aber die Zerstörung der Reinheit, der Integrität, der Wahrhaftigkeit, der Treue geht viel weiter. Insbesondere der Aspekt der Käuflichkeit ist in unserer Mammon-kontrollierten Gesellschaft sehr dominant geworden. Es wird gekauft und verkauft – auch die Wahrheit, die Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden, usw. Beziehungen werden instrumentalisiert für die Firma. Alles wird durch die Brille des Nutzens und des Preises betrachtet. Das kann sehr subtil sein und wird nicht offen ausgesprochen. Aber dieser „Handels-Geist“ ist überall und jederzeit präsent und manipuliert alle Beteiligten. 

    Der Geist der Hurerei dreht die gesunden Verhältnisse auf den Kopf. Ging man früher auf eine Behörde, in ein Krankenhaus oder eine Kirche, waren diese für die Menschen da. Aber nun, da sie privatisiert sind, sind die Menschen zunehmend für deren Arbeit, Erhalt und Erfolg (Gewinn) da. Schauen wir nur genau hin, sehen wir, wie die Institutionen für ihre Arbeit, ihren Erhalt und ihren Erfolg „über Leichen gehen“, also Menschen gebrauchen und sogar missbrauchen. Der Zweck heiligt die Mittel. Das „Benutzen“ von Menschen, egal aus welchen Gründen und für welche Ziele, ist Hurerei. Sie greift zur Zauberei, um die Leute gefügig zu machen.

    Ich war einmal in einer Gemeinde, wo Sonntag für Sonntag zum Anfang des Gottesdienstes eine „Geldpredigt“ gehalten wurde, um die Besucher zu motivieren, zu spenden. Diese Predigten empfand ich als extrem manipulativ und nötigend. Manipulation, Nötigung und Einschüchterung sind klare Eigenschaften von Zauberei. Die „Zauberer“ wollen durch ihre Einflussnahme andere dazu bringen, zu tun, was sie wollen. Amtsträger, Ärzte und Pastoren können z. B. den EinDRUCK vermitteln, besser zu wissen, was für uns gut ist, als wir selber. Dann lassen wir uns fremdbestimmen, etwas „mit uns machen“, uns lenken, wohin jene wollen. Was wir selber denken und wollen, wissen wir gar nicht mehr, wir verlieren uns selbst. Am Ende sind wir abhängig und unselbständig. Wir brauchen selbst bei kleinen Situationen und Entscheidungen die Direktive und Erlaubnis der „Zuständigen“, „Experten“, „Ältesten“, usw.

    Das angebliche Ziel der weltlichen Bildung sowie der Gemeinde ist der mündige, informierte, selbstverantwortliche Bürger bzw. Christ. Egal, wo man hinschaut, fragt man sich jedoch, wo diese gebildeten und reifen Menschen sind? Natürlich gibt es sie, aber sie prägen nicht das Antlitz der Gesellschaft. Was in diesem Zusammenhang die Gemeinde betrifft, ist die Frage nach den „Heiligen, Aposteln und Propheten“. Wo sind sie? Warum kommen bei all der bemühten Gemeindearbeit so wenige heilige, apostolische und prophetische Menschen und Dienste heraus? Gerade sie scheinen doch das Format zu haben, sich der Hurerei Babylons zu widersetzen, mit den „starken Engeln“ zu kooperieren und mit dem Himmel fröhlich zu sein.     

    Die Welt ist zerteilt in zwei Lager. Die einen weinen, die anderen jubeln. Für die einen geht alles zuende, für die anderen geht es endlich richtig los. Ende und Anfang fallen in einen Moment zusammen. Die einen sehen schwarz, die andern haben Hoffnung. Es hagelt nur so widersprüchliche Prognosen und Prophetien, was daher rührt, dass alles gleichzeitig passiert. So unterschiedlich ist die Deutung der Umstände, dass darin noch einmal die volle Verwirrung Babylons sichtbar wird, ehe sie für immer niedergerissen wird. Dann geht die Sonne auf und die große Klarheit dämmert herauf.