Stufen des Glaubens, Teil 1

Über die folgende Auflistung von „Stufen des Glauben“ habe ich vor kurzem in Schorndorf bei „Kingdom-Life-Now“ gesprochen. Solch eine Einstufung ist natürlich eine rein subjektive Geschichte und viele Kriterien, die zum Themenkreis gehören, werden nicht genannt, weil es den Rahmen dieses Beitrages sprengen würde. Der Sinn der Übung ist einerseits, zu zeigen, dass lebendiger Glaube sich entwickelt und entfaltet. Er kann, wenn er nicht behindert wird, in eine starke Einheit mit Gott hinein führen. Andererseits will ich eine Orientierung geben, anhand derer der Leser einschätzen kann, wo er steht und wo es für ihn langgeht.

Auf jeder Stufe kann man stehen bleiben und nur wenige kommen m. E. über Stufe 3 hinaus. Ein Grund dafür mag darin liegen, dass wir auf Stufe drei über uns selbst – unser Ego – hinausgehen und zudem zu Jüngern werden. Das ist etwas anderes, als Konsumenten und Zuschauer von Veranstaltungen zu sein, es ist der Wechsel von der Tribüne in die Arena. Das erforderte eine andere Qualität von Glauben als die passive Mitgliedschaft in einer Kirche.

0. Volle Waisenschaft, völlig Entfremdung von Gott, geistlich tot. Ersatzglaube -> Tradition, Religion, Esoterik (alle Arten von Spiritualität, die das Ego selber inszenieren kann)

  1. Verzweifelter Versuch, zu glauben. Verwechslung von Kopfglauben und Herzglauben. Das Herz ist noch unerweckt. Der Schein-Glaube ist ganz in der Hand des Egos. Jedoch ist da eine innere Unruhe darüber, dass etwas Grundlegendes mit der Welt nicht stimmt. Diese Unruhe reicht tiefer als der Verstand und ist für das Ego lästig, aber penetrant da. Sie treibt – angestachelt vom Heiligen Geist – den Menschen dazu, ernsthaft zu suchen.
  2. Bekehrung (bewusste Hinwendung zu Jesus), erste Erfahrungen mit der Realität Gottes. Auf dieser Stufe geht es um die endlose Tages-Übung, vom Starren auf uns selbst den Blick zu Jesus hin zu wenden (Heb 12,2). Wir drehen uns noch ganz gewohnt wie automatisch um uns selbst. Das Ego kontrolliert entsprechend noch weitgehend den Glauben. Jedoch arbeitet der Geist ununterbrochen daran, unsere Blickrichtung zu ändern und unser Vertrauen in Christus zu stärken.
  3. Der lange Prozess des Ablegens von der Waisenschaft mit all der Bitterkeit, Furcht, Überforderung,  Minderwertigkeit einerseits und Stolz andererseits und des Anlegens der Kindschaft mit ihrer Schönheit, Kraft, Leichtigkeit, Freude, usw. in  Christus beginnt. Wir werden aus uns selbst heraus in Ihn hinein getauft. Leider wurden viele Gläubige bereits formal getauft und meinen, sie wären „richtig“ getauft, weil es äußerlich vollzogen wurde, aber sinnvoller wäre es, erst dann äußerlich zu taufen, wenn der innere Prozess entsprechend da ist und unsere Identität wechselt vom Ego zu Christus. Der geistgewirkte Glauben – nicht das theologisch-philosophisch-religiöse Imitat – zielt auf diesen Transfer ab, der uns der Welt entbindet und an Gott anbindet.

Wir werden in diesem Übergang geschält wie eine Zwiebel und weinen viel. Seelsorge ist unser täglich Brot, die innere Reinigung und Erleuchtung, Befreiung und Erneuerung nimmt uns ganz in Anspruch. Altes vergeht, Neues wird. Wir gehen über die Schwelle vom Vergehen zum Werden. Wie lange dieser Prozess dauert, ist individuell völlig verschieden. Bei den meisten dauert es Jahre.


Nächsten Sonntag geht es weiter mit Teil 2