„Und er sprach zu ihnen: Warum seid ihr furchtsam, Kleingläubige? Dann stand er auf und bedrohte die Winde und den See; und es entstand eine große Stille.“ (Mt 8,26)
Ja, auch heute gibt es sich viel zu fürchten. Der Sturm fegt über die Nationen und eine Hiobsbotschaft jagt die nächste. Wir wissen gar nicht, wo wir uns hinwenden sollen. So erging es den Jüngern, die auf dem See um ihr Leben ruderten, so heftig schlugen die Wellen von allen Seiten in ihr Boot. Und Jesus lag mitten unter ihnen…und schlief wie ein Kind.
„Herr, rette uns, wir kommen um!“, sagten sie und rütteln ihn wach. Und er stellt jene seltsame Frage, warum sie sich denn fürchten, die uns irgendwie unmenschlich vorkommt, denn was soll man in einem sinkenden Schiff sonst tun, als sich fürchten?
„Wo ist euer Glaube?“, fragt Jesus. Nun, der war schon untergegangen, die Jünger gaben ihren Fall verloren. O wie viele moderne Jünger sitzen auch heute in der Falle der Resignation!
Erinnern wir uns daran, dass die häufigste Aufforderung der Schrift lautet: „Fürchte dich nicht!“ Wenn wir uns fürchten, verlieren wir unsere Zuversicht, unsere Hoffnung und Perspektive. Wir erstarren wie Lots Frau im Anblick der untergehenden Stadt Sodom in ihrem Rücken und geben unsere Sache verloren. Wir werden zu Opfern.
Ich fürchte, unsere Gemeinden sitzen voller Menschen, die an eine satte Opfermentalität gewöhnt sind. Sie sind voller Furcht vor allem: vor dem Heute und dem Morgen, vor Gott und dem Nächsten…und ihrer eigenen Unvollkommenheit. Sie sehen nur noch Wellen und Probleme, die sie eingekreist haben und ihr kleines Lebensschiff zum Sinken bringen.
Würden sie sich nur einen Moment lang nicht fürchten, könnten sie gerettet werden.
Erinnern wir uns: Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit (2 Tim 1,7). Könnten wir die Umstände in diesem Geiste betrachten, würden wir aus der Angststarre erwachen und mit Jesus dem Sturm gebieten, sich zu beruhigen. Es war so einfach. Jesus ging die Sache an wie ein Kind, ganz naiv – und es funktionierte.
Darum ist das erste Gebot bei jeder Schreckensnachricht: Fürchte dich nicht!
Sich nicht zu fürchten, ist übermenschlich und braucht jenen Geist der Kraft, Liebe und Besonnenheit. Es ist eine Gabe, eine Gnade, ein Triumph sich dem Zugriff der Furcht entziehen zu können. Es ist das Wesen wahren Glaubens. Es ist „heiliger Trotz“.
Erinnern wir uns: Jesus fürchtet sich nicht, er tut es einfach nicht. Er ist unser Herr und unser Verbündeter. Wir halten uns an ihn – an den Furchtlosen.
Unsere Hauptaufgabe in schwierigen Zeiten ist es, uns nicht zu fürchten – in Jesu Namen, sondern anstelle dessen glücklich zu sein – wie ein Kind. Das zerbricht das Joch und drängt den Feind zurück. Voller Furcht gegen die Furcht zu beten, hilft nicht. Aber voll naiver Seligkeit gegen die Furcht zu stehen, überwindet sie. Jesus hatte die Ruhe in sich und so konnte er ihr gebieten.
Wie wir das machen sollen? Nun, als Erstes braucht es eine Entscheidung für das Glück der Kinder und dann die Wende unseres Blickes von den Wellen zu Jesus, der sich kein bisschen fürchtet.
Deshalb lasst nun auch uns …jede Bürde und die uns so leicht umstrickende Sünde ablegen und mit Ausdauer laufen den vor uns liegenden Wettlauf, indem wir (von allem anderen wegschauend) hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens.“ (Heb 12,1-2)