„Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen, und wie wünschte ich, es wäre schon angezündet!“ Jesus in Lukas 12,49
Der „Tag der Sehnsucht“ in Frankfurt ist gelaufen und für mich selbst wurde in der intensiven Vorbereitung noch einmal klar, wie entscheidend der Begriff Sehnsucht für unser Leben ist. Ich sah, dass wir nicht Sehnsucht haben, sondern Sehnsucht sind. Ein göttlicher Traum und Ruf wurde in Fleisch und Blut gegossen – und fertig ist der Mensch!
Wie sehr die Sehnsucht in uns mit dem Sinn unserer Existenz korreliert und uns ausmacht, das können wir nicht genug betonen. Darum treibt sie uns ja auch so sehr zur Verzweiflung, wenn wir sie nicht leben können – und das wiederum bringt uns zu so vielem Vermeidungs- und Suchtverhalten. SehnSUCHT. Hinter jeder Sucht steckt unerfüllte Sehnsucht, heißt es, nur wissen wir oft nicht wonach.
Da wir im Bilde Gottes geschaffen sind, treibt unsere Sehnsucht uns danach, dieses Angesicht wiederzufinden. Nur GOTT persönlich und live ist genug für uns, die Welt reicht nicht aus! Auch wurden wir für das Paradies geschaffen – darum sehnen wir uns danach mit jeder Faser unseres Seins – und leiden Tag und Nacht an der paradiesfreien Welt.
Aber damit nicht genug, der Mensch wurde in dieses Paradies gesetzt, um zu herrschen. Wenn wir nicht die Herrschaft über unser Leben und unsere Angelegenheiten gewinnen und sowohl kreativ wie auch konstruktiv unser Leben zu Reife und Fruchtbarkeit führen können, werden wir depressiv und krank. Die Opferrolle, in der viele von uns sich chronisch befinden, ist unmenschlich. Christen haben leider gerade diese Rolle oft gut kultiviert und fromm angestrichen. Sie sprechen von Demut und Unterordnung – und verraten dabei häufig sich selbst und den Sinn ihrer Existenz. Sie leben gar nicht – sie tun nur so.
Und schließlich hatte der Mensch im Anfang eine totale Beziehung – nicht nur zu Gott, sondern auch zum anderen Geschlecht. Auch danach strebt unsere Sehnsucht…und wird unentwegt enttäuscht.
Jesus nun feuert die Sehnsucht in uns an und der Heilige Geist gießt obendrein Öl ins Feuer. Gott heizt uns mächtig ein, er sendet Feuer „von oben“ herab, aufgepasst! Nichts, was wir traditionell in unseren Kirchen so gesittet und gediegen veranstalten, ist m. E. in der Lage, der Größe und Kraft unserer Sehnsucht Rechnung zu tragen und der von Gott noch viel weniger.
Auch in der Gemeinde wird ständig gelöscht und vermieden, zu gefährlich ist die Urgewalt unkontrollierter Sehnsucht, also werden „kleine Brötchen“ gebacken und streng reglementiert. In der Folge jedoch brodelt es im Untergrund. Unzufriedenheit, Depression und gelegentliche Ausbrüche von Verzweiflung sind die Folge…und Müdigkeit. Die Lava kocht in der Tiefe mit 1000 Grad und wartet darauf, dass der Druck so groß wird, dass der Vulkan ausbricht.
Gott scheint nicht unbedingt gegen diesen Ausbruch zu sein, nein, er schafft Bedingungen, unter denen eben das möglich ist und die enorme Kraft der Sehnsucht nicht zerstörerisch, sondern konstruktiv wirken kann. Schließlich will er eine leidenschaftliche Braut und keine gelangweilte Buchhalterin (nichts gegen Buchhalter).
Die Bibel ist voller Beispiele für das Feuer. Denken wir nur an Elia, der buchstäblich Feuer vom Himmel fallen ließ oder das Feuer Gottes auf dem Berg Sinai. Unsere harmlosen Kinderbibel-Vorstellungen über diese Ereignisse sind m. E. so weit von deren Realität entfernt, wie der Himmel von der Erde!
Gott hat kein Problem mit den großen Energien, er hat tausend Sonnen geschaffen, die Millionen Jahre brennen, er kennt sich aus. Er lässt das Meer brausen und den Wind stürmen.
Leider haben wir in der Regel keinen Schimmer davon, wie wir mit ihm in der Sache zusammenarbeiten können, wir dachten, er ist auch im Geschäft derer, die uns Zaum und Zügel anlegen und uns ohne Ende mahnen, uns gefälligst zusammenzureißen…und dabei bitte stets fröhlich zu sein. Seltsam eigentlich, dass Jesus, unser Vorbild, sich in den Evangelien so ganz anders benommen hat und anstatt von weiteren Regeln von deren Abschaffung sprach, denn sie bringen uns nicht zurück ins Paradies und sind damit nicht in der Lage, unsere Sehnsucht zu kanalisieren. Dazu braucht es schon den Heiligen Geist. Feuer zu Feuer.