Frucht bringen 4

„Hierin wird mein Vater verherrlicht, daß ihr viel Frucht bringt und meine Jünger werdet.“ (Johannes 15,8)

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Es geht alles um Liebe. Und Liebe kann man schlecht „machen“, schlecht „regeln“,  „veranstalten“ und „abrechnen“. Sie hat immer ihr eigenes Timing, ihre eigenen Absichten und ihre eigenen Wege. Dieses begreifen wir oft nicht. Manchmal weint die Liebe, während alle „feiern“ und ein andermal freut sie sich, während alle trauern. Wir haben sie nicht „im Griff“. Wir müssen uns im Gegenteil ergreifen lassen und nachfolgen, wohin die Liebe selber will.

„Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr. Denn so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken höher als eure Gedanken.“  (Jes 55,9)

Sehr interessant in diesem Zusammenhang ist die Berufungsgeschichte von Petrus zum Pastor. Nachdem Petrus den Herrn heftig verraten hatte und nach dessen Hinrichtung deprimiert in seine Fischerei zurückgekehrt ist, begegnet ihm der Herr. Und er begegnet ihm in Liebe. Er hatte für die Jünger, die (wieder einmal) die ganze Nacht vergeblich gearbeitet hatten, ein Strand-Frühstück mit Fisch (woher kam der?) bereitet. Dann stellt er Petrus Auge in Auge die alles entscheidende Frage, die über den wahren Dienst, die wahre Jüngerschaft und wahre Frucht entscheidet: „Hast Du mich lieb?“ Jesus legt ein so grundlegendes Gewicht auf diese Frage, daß er sie dreimal wiederholt.

„Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Petrus spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt das ich dich liebe. Spricht er zu ihm: Hüte meine Schafe!“ (Joh 21,16)

Sollte Jesus etwa der Ansicht sein, dass, wenn einer ihn nur aufrichtig liebt, dies genug Frucht abwerfen wird, um die Herde zu nähren? Und daß dies genug Vorbild geben wird, um sie alle den Weg der Jüngerschaft zu führen? Wir stellen heutigen Pastorenanwärtern wohl jede Frage, nur nicht die, ob einer Jesus liebt. Wir suchen Bibelwissen, rhetorische Fähigkeiten, Organisations- und Kommunikationstalent, usw. Aber Jesus lieben? Haben wir in unseren theologischen Seminaren Kurse mit dem Thema: „Wie man in Jesus bleibt“ oder „Jesus immer mehr lieben“?

    Mike Yaconelli bemerkt dazu ironisch: „Nun mal halblang! Wo leben wir denn heute? Ohne fundierte Ausbildung und einen ganzen Sack voller Fähigkeiten kommt keiner mehr klar! Die Welt ist kompliziert geworden, und die Gemeinde bleibt davon nicht unberührt. Da kann man nicht einfach abheben und Pastoren nach ihrer Jesus-Liebe fragen. Das ist ein Risiko! Gemeinden heutzutage sind komplizierte Arbeitgeber geworden. Da steht einiges auf dem Spiel. Schließlich haben wir große Häuser, ein volles Programm und Mitglieder, die was sehen wollen für ihr Geld.“

    Das Problem ist, daß solche Gemeinden dann keine Jünger hervorbringen und damit eben auch keine Frucht, die den Vater verherrlicht. Trotz Häusern, Programmen und Mitgliedern… Vielleicht meinen diese Gemeinden, daß eben Häuser, Programme und Mitglieder die Frucht seien, die der Vater sehen will?