…haben wir nicht in der Theologie, im äußerlich angepassten religiösen Verhalten, wie es die Kirche verlangt, nicht im Unterschreiben von Gemeindesatzungen, Unterordnung unter Leiter und das „gläubige“ Abnicken von deren Predigten, sondern im Herzen.
Einheit im Kopf werden wir nie erreichen, wir werden nie alle alles gleich verstehen, denken, glauben und bekennen. Diese Art von uniformierter Einheit ist der Traum ökumenischer Bemühungen und klerikaler Verwaltung und auch der Traum hierarchischer Machthaber, die ein Volk von millionen „Marionetten-Menschen“ attraktiv finden, die alle fein nach Vorgabe funktionieren, aber das ist nicht der Traum Gottes und auch nicht meiner.
Weltliche und kirchliche Hierarchien sehen in der Unterschiedlichkeit der Menschen ein Problem und oft genug eine Bedrohung, darum wird ständig standatisiert, normiert und reguliert. Aber Gott sieht in Unterschiedlichkeit kein Problem, sondern die Voraussetzung zur Fülle. Siehe Natur.
Die Frage ist, wie wir Einheit in Unterschiedlichkeit oder Unterschiedlichkeit in Einheit leben können? Die Bibel sagt, wir sind im Bilde Gottes geschaffen – und Gott ist Liebe. Wo Liebe ist, können wir einander in unserer Eigenart leben lassen und schätzen. Niemand muss sein wie wir, damit wir uns sicher fühlen. Einheit ohne eine Hingabe an Liebe ist nicht möglich. Wo das Ego herrscht, ist keine Freiheit für die Entfaltung von Vielfalt gegeben, da muss man sich voreinander hüten und viele Regeln aufstellen und alle überwachen.
Wir Menschen können keine Einheit schaffen, sie ist nicht in unseren Bemühungen begründet, sondern im Vater. Er ist unsere Einheit. Kinder haben Frieden und Sicherheit in der Anwesenheit eines Vaters und nicht in einer komplizierten Einigung darüber, wer das Spielzeug jetzt haben darf oder nicht. Gott als unser Vater ist der einzige, der uns wirklich kennt. Er sieht unser Herz, er nimmt uns ernst. Und er will uns ein neues Herz geben – eins das lieben kann – und keine neuen Gebote und Richtlinien. Es geht immer um das Herz. Gott will es heilen, alle anderen scheinen es zu übergehen und ständig zu verletzen – sogar wir selbst!
„Gib mir, mein Sohn, dein Herz und laß deinen Augen meine Wege wohlgefallen.“ (Spr. 23,26)
Einheit ist nicht Sache einer Organisation, die uns verwaltet, sondern der Familie. Gott beruft dich nicht in eine Kirchen-Firma oder Denomination, fragt nicht nach Deiner Unterschrift unter eine Gemeindeordnung, Mitgliedschaft in einen e.V., sondern adoptiert dich in eine Familie. Der Geist der Familie kann allerdings nicht in einer Institution leben. Sie ist für Lebendigkeit zu starr.
Wir haben Sehnsucht nach der Gemeinde, die nicht Menschen bauen, sondern die Jesus baut, und er baut ganz anders als Menschen. Menschen bauen Hierarchien, Bürokratien und religiöse Strukturen, die mit Jesus gar nichts zu tun haben, sondern genau den weltlichen Machtsystemen gleichen, in denen Menschen über Menschen herrschen. Wir werden darin zu Statisten, Nummern in der Statistik, Fallzahlen, Akten und Ressourcen. Wir werden nicht zu Menschen… Jesus aber macht uns zu echten Menschen, deren Sinn nicht die Erfüllung von Funktionen und das Spielen von Rollen ist, sondern das Leben und die lebendige Begegnung mit ihm. Dafür brauchen wir eine Befreiung aus der „Matrix“ und vom „religiösen Geist“. Freiheit braucht Mut. Den Mut, die eingefahrenen Gleise und systemischen Fremdbestimmungen zu verlassen und nach Jesus zu verlangen wie ein kleines Kind, bis er selbst uns ergreift, an die Brust nimmt und hinbringt, wo nur er uns hinbringen kann.
Wir haben Sehnsucht nach einem Glauben und Christsein, welches im Alltag funktioniert und eben diesen Alltag in ein Heiligtum verwandelt. Wir brauchen keinen Gott, der sich in Kirchen aufhält und fromme Veranstaltungen inszeniert, die mit unserem Leben und unserer Wirklichkeit rein gar nichts zu tun haben. Die allgemein verbreitete Trennung von Gottesdienst und Alltag, zwischen Sonntag und Montag ist unerträglich. Aber wir können uns leider daran gewöhnen und in eine fromme Routine fallen, die unsere Sehnsucht nach Jesus, unser Verlangen nach Wirklichkeit und dem Leben abstumpft anstatt anfacht.