Brotlose Kunst

Ist das irre oder genial?
Franks SchreibWerkstatt

„Zu Beginn meiner Schreibkarriere hatte ich tatsächlich größere Probleme mit meinem eigenen Autorenbild, und die wurden sowohl von außen als auch von innen gefüttert. Viele in meinem Umfeld konnten nur schwer nachvollziehen, warum ich meinen sicheren Job als Lehrerin nicht fortführen wollte, sondern mich stattdessen einer „brotlosen“ Kunst widmen. Besonders Freunde aus der Generation meiner Eltern haben darüber die Köpfe geschüttelt. Meine Mutter war dadurch sogar so verunsichert, dass sie lange erzählt hat, ich würde jetzt im Fitnesscenter jobben, anstatt zu sagen, dass ich hauptberuflich schreibe. – Darüber amüsieren wir uns alle heute noch köstlich.“ [1]

Lucy Astner

Mit diesen Problemen haben wahrscheinlich die meisten Schreiberlinge, vor allem mit ihren Anfangs-Werken, zu tun. Schreiben in der Herrlichkeit unterscheidet sich in vielen Punkten nicht von der literarischen Arbeit aller anderen Autoren. Aber sowohl der „heilige“ Anspruch wie auch das völlige Unverständnis des Umfeldes können ungleich größer sein. Denn was soll das sein, was wir da ausbrüten? In welche „Genre“ gehört der Text und wer ist die Zielgruppe? Da kann man leicht ins peinliche Stottern kommen, weil man das – und vieles andere – gar nicht sagen kann. Ist man irre oder genial? Mein Tipp: Man muss nicht vorschnell jedem erzählen, was man schreibt. Wenn alles soweit fertig ist, lässt es sich viel selbstbewusster präsentieren.

   Jedenfalls hält die Mehrheit der Freunde und Bekannten unser Ansinnen, ein Buch zu schreiben oder gar ein Autor zu werden, der sich „hauptamtlich“ dem Schreiben widmet, instinktiv für fragwürdig und abgehoben. Schließlich sind in unserer Kultur die vernünftige Arbeit und das sichere Auskommen die höchsten Güter. Das wird Gott ja wohl auch so sehen, wird angenommen, denn er will doch, dass es „allen gut geht“ – oder nicht?

   Gehen wir mit geistlichen Texten schwanger, geht es uns nicht gut. Wir sind isoliert, gefangen vom Geist und wahrscheinlich selbst verwirrt darüber, dass uns so etwas wie ein „Ruf“ und eine „Sendung“ widerfährt, die unser Buchprojekt zu einer Mission macht. Die Inspiration brennt in uns wie Feuer und ernüchtert uns zugleich wie eine kalte Dusche. Büchern, die ohne Feuer und Wasser geschrieben werden, mangelt es an Tiefe und Höhe, Weite und Breite, man merkt ihnen an, dass der Autor noch nicht durch die Prozesse gegangen ist, die seinen Stift zu einem scharfen Schwert machen, geschmiedet in der Glut und unter Hammerschlägen.

   Solange unser Text uns selbst nicht bewegt – wen soll er dann bewegen? Solange wir selbst nicht ergriffen sind – wen soll er ergreifen? Gott dehnt in seiner Schmiede unsere Idee von dem, worum es geht. Er offenbart uns, was der Unterschied zwischen einem netten Beitrag und einem Hammer- und Feuer-Werk ist. Er deckt uns völlig unbekannte Höhen und Tiefen auf, die wir so nicht gekannt haben.  Wir müssen uns entscheiden – immer wieder –, wie weit wir gehen und wie viel Glut wir ertragen wollen, um Worte zu finden, die wie Gold sind.

   Gehen wir dem Gold nach, werden wir zu Schatzgräbern, die ausziehen, um Abenteuer zu erleben und Entdeckungen zu machen. Wir erfahren uns dabei als Außenseiter einer auf Sicherheit getrimmten Kultur, die erst dann, wenn wir mit dem Gold in der Hand aus der Grube oder Ferne zurückkehren, anerkennen, dass wir uns wohl richtig entschieden haben, Risiken einzugehen und das Kopfschütteln über die „brotlose Kunst“ hinzunehmen. Dennoch werden wir den „Geruch des Desperados“, der einen eigenen, unkonventionellen Weg raus aus der Komfort-Zone beschritten hat, nicht wieder los. 

   Über die Prozesse von Feuer und Wasser, Geschmiedet-werden und Gold-entschlacken will ich in den kommenden Artikeln mehr für uns schreiben. Über Rückmeldungen, wie es euch mit dem Schreiben in der Herrlichkeit ergeht, würde ich mich freuen!       

[1] Lucy Astner auf www.autorenwelt.de/blog/federwelt/typische-klischees-ueber-autoren-und-ihre-arbeit


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Schreiben in der Herrlichkeit