Selbstfürsorge

„Seit meinem zwölften Lebensjahr schreibe ich Tagebuch…“

„Seit meinem 12. Lebensjahr schreibe ich Tagebuch. Es ist für mich zu einem wichtigen Mittel der emotionalen und kreativen Selbstfürsorge geworden. … Ich bin heute gelassener. Früher war ich oft viel zu sehr auf Ergebnisse fokussiert. Das hat wiederum dazu geführt, dass ich ständig frustriert und unzufrieden war. Ich wollte möglichst sofort als Autorin erfolgreich sein und war enttäuscht, dass anfangs so wenig Menschen zu meinen Vorträgen kamen. Später eröffnete ich eine Coaching-Praxis, und wieder machte ich mir unnötige Sorgen, weil ich nicht sofort ausgebucht war. Unsere Kultur trainiert uns darauf, schnelle Resultate zu erwarten. Wir alle wollen den großen Erfolg, die Veränderung sofort. Inzwischen genieße ich den Weg  zu meinem Ziel.“
(Cheryl Richardson) [1]

Dieser Erfahrung kann ich nur zustimmen, auch mir hat das Tagebuch-Schreiben seit jeher eine Menge an therapeutischer Selbsthilfe beschert. Unsere Gedanken und Emotionen sind häufig wie unerzogene Kinder, die wir bändigen müssen. Mit Gewalt geht es nicht, nur mit Geduld, Achtsamkeit und Konsequenz. Diese innere Kultivierung ist m. E. eine wesentliche Aufgabe für alle Schriftsteller. Dabei ist es manchmal hilfreich, das Chaos – genau so wie es ist – einfach hinzuschreiben. Dann finden wir langsam die Orientierung und – je nachdem – durchaus eine tiefere Bedeutung, die sich im Dickicht der wirren Gedanken und Gefühle versteckt hält. Um die Früchte zu pflücken, muss man das Risiko eingehen, sich im Gestrüpp ein paar Kratzer zu holen…

Viele meiner visionären Texte machten in ihrem Entstehen über mehrere Kapitel hin überhaupt keinen Sinn. Oft habe ich aufgegeben und dem inneren Kritiker nachgegeben. Der Heilige Geist hatte seine liebe Mühe, mich am Ball, äh… am Stift zu halten. Schließlich fand sich der Zusammenhang und die chaotisch erscheinenden Linien fügten sich zu einem Strang zusammen. Genial! Ich konnte aufatmen.

Tiefe Wahrheiten liegen tief vergraben. Sie stecken in steiniger Erde, in die wir im Glauben hineingraben. Wir sehen nur Dreck und noch mehr Dreck. Andere schütteln den Kopf über unsere Arbeit. Dann, eines Tages, stoßen wir mit der Schaufel auf Holz. Da ist etwas! Fieberhaft graben wir eine Schatztruhe aus. Vergessen sind der Schweiß und die Häme derer, die es versäumt haben, in ihrem eigenen Lebensacker nach den verborgenen Kostbarkeiten zu graben.

Wir haben im Prozess des Grabens Disziplin und Beharrlichkeit entwickelt, haben unsere Glaubensmuskeln trainiert und sind unmerklich stark geworden. Wir haben uns mit unseren Selbstzweifeln und unserer Ungeduld auseinandergesetzt. Schließlich haben wir die Oberfläche durchbrochen und siehe da, es gibt darunter nicht nur weiteren Dreck, sondern Schätze zu heben!

Diejenigen, die die Oberfläche für die endgültige Realität halten und nicht in die Tiefe gehen, sich nicht mit ihren „Dämonen“ auseinandersetzen und nicht die Mühe machen, Tiefe zu gewinnen, die können gar nicht glauben, was wir alles zutage fördern – aus uns selbst! Nicht nur Gold, auch Perlen und Diamanten, auch Quellen und verborgene Wurzeln finden wir. Die Tiefe wird das, was uns in die Höhe bringt. Was wir aus dem Dreck  herausholen, macht uns reich und wirkungsvoll.

Viele Christen wollen die Gaben Gottes haben. Sie strecken ihre Hände nach oben, damit sie „über sie kommen“, während der Geist ihnen die Schaufel in die Hand drückt, um mit dem Graben anzufangen. Hier täuschen sich m. E. viele und erlangen nicht die Schätze, die sie begehren, denn sie suchen an der falschen Stelle.  


[1] Magazin Happinez 7/13, Cheryl Richardson, S. 26-27, Heinrich Bauer Zeitschriften Verlag KG Hamburg

meine SchreibWerkstatt

Schreiben in der Herrlichkeit