Als er aber dies zu ihnen sagte, fingen die Schriftgelehrten und Pharisäer an, hart auf ihn einzudringen und ihn über vieles auszufragen; und sie lauerten auf ihn, etwas aus seinem Mund zu erjagen. (Lukas 11,53-54)
Nach dieser Tirade von Jesus sind die Schriftgelehrten und Pharisäer „not amused“ darüber, wie Jesus sie vorführt. Im nächsten Vers lesen wir, dass sich Tausende um ihre Diskussions-Runde gesammelt hatten. Dies alles war wahrscheinlich viel öffentlicher, als die Gesetzeslehrer es wollten, sie mussten „höllisch“ vorsichtig sein, wie sie ihren Zorn verbergen konnten in religiöser Schein-Demut und gleichmütiger Überlegenheit.
Dennoch war jetzt Schluss mit lustig! Sie drangen nun „hart“ auf Jesus ein und „belauerten“ ihn, ob er auch nur ein Wort sagen würde, dass sie verdrehen und medial gegen ihn „aufbereiten“ könnten. Gerne in einer mit hochkarätigen Experten besetzten Talkshow. Da würde schnell klar, dass es sich bei dem „Phänomen Jesus“ um all das handelte, was er den Pharisäern vorwarf. Er selbst ist nämlich der Heuchler und Propagandist, der Verdreher des Gesetzes, um aus den Ghettos der Minderbemittelten seine verblendete Endzeit-Sekte zu rekrutieren, ein rechter Populist, Hetzer und Verbreiter von Hass, den man dringend auf Youtube sperren muss.
Gerade jetzt sehen wir den Aufmarsch tausender von Anhängern, denen er die armen Schriftgelehrten zum Fraß vorwirft. Eine brenzlige Situation, der sich nur die mutigsten der Theologen stellen, die hinterher in ausführlichen Interviews zur besten Sendezeit Stellung zu den Vorgängen rund um die „Jesus-Bewegung“ beziehen. Eingeblendet werden die verzerrten Züge des totalitären „Meisters“ mit Messias-Komplex, der mit erhobener Faust – oder ist es gar der Hitlergruß – sein „Wehe!“ auf die Vertreter der Synagoge herabdonnert, was begeistert vom Mob aufgenommen und skandiert wird.
Schrittweise wird Jesus zum charismatischen Verschwörungstheoretiker, zur Gefahr für die rechtsstaatliche Ordnung aufgebaut, die ihn nachher völlig legitimiert mit einer Sonder-Eingreiftruppe bei Nacht festsetzen wird. Dann wird er von den besorgten Schriftgelehrten und Pharisäern, Oberen und Priestern zunächst gefoltert verhört (alles im Rahmen der Menschenrechts-Konventionen) und schließlich unter dem Beifall der gut informierten Masse triumphal ans Kreuz zu schlagen. Das hat er von seinen „Wehe“-Rufen!
Die Schriftgelehrten und Pharisäer gehen nicht in sich, denken mit keinem Gedanken über die Vorwürfe Jesu nach, verstehen überhaupt nicht, wovon er redet und lehnen brüskiert ab, was er da Irres über sie sagt. Sie sind die Guten, sie führen die professionelle Regie und sind von den Behörden angewiesen, die Sache zu regeln, sonst schalten sich höhere Stellen ein, das ist doch klar. Sie stehen zudem vor einer riesigen Zuhörerschaft im Rampenlicht, sie können sich keine Blöße geben.
Jesus muss also verkehrst sein, auch wenn er noch so richtig ist. Ein Teufel, auch wenn er ein Heiliger ist. Ein Scharlatan, auch wenn er der Heiler der ganzen Welt ist. Das religiös-ideologisches System der Pharisäer und Co. kann sich nicht selbst erkennen, reflektieren und überwinden. Es kann sich nur erhalten und geht dafür über Leichen. Gerne über die der von Gott gesandten Propheten und Apostel.
Nach den „wissenschaftlichen und soziologischen Analysen“ der eskalierten Situation erklären die Fachleute und Beamten mit allergrößter Sachlichkeit die Verkehrten zu den Richtigen, die Teufel zu Heiligen und Scharlatane zu Wohltätern. So war und ist und bleibt es. Die Partei hat immer Recht… das hätte Jesus doch wissen müssen! Oder hat er einen Plan?!