Strahlen

Sieh nun zu, dass das Licht, welches in dir ist, nicht Finsternis ist. Wenn nun dein ganzer Leib licht ist und keinen finsteren Teil hat, so wird er ganz licht sein, wie wenn die Leuchte dich mit ihrem Strahl beleuchtet. (Lukas 11,35-36)

Was für eine Aufforderung an uns, zu unterscheiden, was licht und was finster ist! Alle Teufel dieser Welt arbeiten rund um die Uhr daran, uns das Licht als Finsternis und die Finsternis als Licht zu verkaufen. Religion ist dabei ihre Spezialität! Dort haben sie die Verdrehung geradezu perfektioniert und präsentieren uns das Unheilige als heilig (woraus die berühmte „Schein-Heiligkeit“ resultiert)  und das Widergöttliche als göttlich (weswegen der berühmte „Anti-Christ“ durchaus ein religiöser Würdenträger sein könnte, wie es viele Ausleger vermuten).

Ja, der Teufel verstellt sich wahrlich und meisterlich als ein Engel des Lichts, wie es in 2 Kor 11,14 heißt. Indes können die Teufel im wahren Licht nicht bestehen, weswegen Freiheit wesentlich mit Erleuchtung zu tun hat. Beides – sowohl das Licht (des Heiligen Geistes) als auch die Freiheit (Christi) sind im Reich der Finsternis nicht vorhanden, auch nicht denkbar und jedenfalls unerwünscht. Dort gibt es nur die „Freiheit“, der systemischen Fremdbestimmung gehorsam zu sein.

Der Text legt nahe, dass wir „Sektionen“ in uns haben, „Teile“, die dunkel sein können, während andere schon licht sind. An dieser Stelle irren viele, wenn sie meinen, einmal ins Licht getreten – und fertig. Sie verstehen das Licht-Werden fälschlich als einen Punkt und nicht als einen anhaltenden Prozess. So kommt es, dass auch bekehrte und gläubige Christen durchaus finstere Anteile mit sich herumtragen können, die ihnen womöglich nicht einmal bewusst sind. In diesen Bereichen können sich m. E. jede Menge Dämonen aufhalten – ohne dass es bemerkt wird. Es sind verborgene Bereiche, deren Existenz die Dämonen vor ihrem Wirt gerne völlig „im Dunklen“ lassen wollen. Sie führen zu einem kontinuierlichen Kraftverlust, denn das Böse ist parasitär.

Wir können Jesus über unseren tatsächlichen Zustand und das Maß unserer Erleuchtung  bzw. Finsternis und Fragmentierung befragen! Ich denke, wir alle sind von unserem menschlichen Potenzial her viel tiefer, höher, weiter und breiter angelegt, als wir wissen. Wir kennen uns selbst ja nur in einer von der Welt, der Sünde, den Dämonen und dem Ego beschädigten Form. Wie wir in der vollen menschlichen Kraft und Reife, Gestalt und Ausdehnung, im Lichtglanz göttlicher Herrlichkeit aussehen würden – was davon ist uns bewusst, zurückerobert, geheilt und in Kraft?

Die verlorenen, verratenen und verkauften Anteile unseres Seins wiederzufinden, zu reinigen und zu reintegrieren, ist eine Lebensaufgabe, die sich „Buße“ nennt. Sie ist kein Punkt, sondern eine Weg, ein Lebensstil. Je weiter wir damit kommen, desto heiler, mächtiger und leuchtender ist unser Menschsein. Eine Lampe Gottes. Von Jesus heißt es, dass er auf dem Berg der Verklärung leuchtend wurde wie die Sonne. Und das wurde er in seiner irdischen, menschlichen Form! Die Jünger hielten es nicht aus, gingen überwältigt zu Boden und sahen an Jesus eine Qualität von Menschsein „im Licht“, die sie nicht gekannt hatten.

Also möge sich niemand für bekehrt, gläubig und erleuchtet genug halten, wir alle sind doch Anfänger in der Sache, die sich vom Schein ins Sein vorarbeiten, die von der Finsternis ins Licht gehen und immer heller werden.