Der Preis der Freiheit

Und wenn er kommt, findet er es gekehrt und geschmückt. Dann geht er hin und nimmt sieben andere Geister mit, schlimmer als er selbst, und sie gehen hinein und wohnen dort; und das Ende jenes Menschen wird ärger als sein Anfang. (Lukas 11,25-26)

Wir sprechen hier immer noch über den stummen Mann, aus dem Jesus einen Dämon ausgetrieben hatte, der dann wieder sprechen konnte. Wegen seiner üblen Kritiker, die Jesus verdächtigten, selbst mit den Dämonen zu kooperieren und Fake-Befreiungen zu inszenieren, erklärt Jesus eingehend das Wesen und die Strategie der Dämonen.

Der ausgetriebene Dämon bzw. unreine Geist erfährt außerhalb (s)eines Menschen eine dürre Zeit; also kehrt er zurück zu seinem Wirt bzw. „Haus“ – und findet es gekehrt und geschmückt. Wie schön für ihn. Wie einladend.

Wieso ist das Haus so aufgeräumt? Nun, die Gegenwart Jesu und seine Behandlung des Stummen haben ihm nicht nur seine Stimme wiedergegeben, sondern viel weitergehender befreit. Das ganze „Haus“ ist wieder seines geworden, er kann darüber verfügen und beginnen, es für seine eigenen Zwecke in Anspruch zu nehmen und mit anderen Inhalten zu füllen, als mit teuflischen. Er kann es füllen mit Gerechtigkeit, Frieden und Freude, mit Gutem und Schönen, mit Zukunft und Hoffnung. Er kann seine Türen und Fenster gegen die Einbrecher sichern, die ihm sein Haus weggenommen hatten. Er kann sich rüsten und wappnen, um Widerstand leisten zu können.

Wenn er das alles aber nicht tut, also nachlässig mit seiner Freiheit umgeht, dann kommen die alten Mächte und Geister zurück, um da weiterzumachen, wo sie aufgehört haben. Da ihnen ihre Beute verloren gegangen war, werden sie das Haus nun desto sicherer besetzen und binden, um nicht noch einmal rauszufliegen. Das alles folgt einer strategischen Logik.

Für uns wirft es die Frage auf, für wie wertvoll wir eigentlich unsere Freiheit halten? Wissen wir überhaupt, was das ist?

„Für die Freiheit hat Christus uns frei gemacht. Steht nun fest und lasst euch nicht wieder durch ein Joch der Sklaverei belasten!“ (Gal. 5.1)

Wie schon einmal gesagt, sind wir im Allgemeinen nicht darin geschult worden, unser Leben unter strategischen Gesichtspunkten zu betrachten. Uns wurde in der Schule nicht beigebracht, dass es parasitäre Wesen gibt, die sich ganz gerne an uns hängen und unser Leben okkupieren und mitleben möchten. Uns wurde nicht beigebracht, wie wir unser Leben beanspruchen, unsere Freiheit gewinnen und verteidigen und überhaupt mit unseren „Haus“ konstruktiv und bewahrend umgehen können.       

Freiheit hat ihren Preis! Die Kultivierung unserer Innenwelt, die Entfaltung menschlicher Größe, die Erlangung von Integrität und Reife – alles keine Fächer und kein Unterricht. Also finden die Dämonen zu ihrer Zufriedenheit jede Menge unkultivierte (verwilderte) Innenwelten, gelähmte (nicht gelebte) Menschlichkeit, Desintegrität und Unreife. Wie schön für sie! Wie einladend! Da ist ja schon eine Menge Vorarbeit geleistet worden, die ihnen in die Hände spielt. Solche Leute sind wirklich leichte Beute, sie leisten gar keinen Widerstand und können kaum zwischen Freiheit und Unfreiheit unterscheiden. Sie sind auch nicht wirklich in der Lage, einen klaren und festen Stand einzunehmen.

Wir können auf diesem Hintergrund nur erahnen, wie dämonisiert bzw. unrein unsere „moderne“ Gesellschaft ist. Man muss nicht okkult werden, um sich Dämonen zu fangen, es reicht völlig aus, passiv und wehrlos zu sein. Schauen wir uns einmal in der Gemeinde um, wieviel wir auch dort davon finden. Wir sollten nicht meinen, dass die unreinen Geister einen Bogen um uns machen, weil wir in Gottesdienste gehen und das Vaterunser auswendig können… Unser Christsein muss tief gehen, der Heilige Geist uns erfüllen, das Reich Gottes unser Leben ausmachem, unsere umfassende, ganzheitliche Beschäftigung Tag und Nacht sein. Dann gibt es in unserem Haus keinen Raum mehr, der übernommen werden kann. Wir brauchen alle Zimmer selbst! Wir haben viel zu tun und zu entfalten: ein neues, geistvolles, heiliges Leben. Wir haben dann auch ein neues  Schild vor der Türe: „Dämonen müssen draußen bleiben!“