Wer treibt wie Dämonen aus?

Wenn aber ich durch Beelzebub die Dämonen austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter sein. (Lukas 11,19)

Immer noch geht es um die Frage, durch welche Autorität Jesus einen Dämon aus einem Stummen ausgetrieben hat, so dass der dann zu reden anfing. Dass Jesus von Gott legitimiert und autorisiert sein könnte, ist für die Schriftgelehrten, Pharisäer und andere „Obere“ nicht akzeptabel. Sie sehen ihre eigene Legitimation und Autorität, die sie sich selbst institutionell zugeeignet haben, durch Jesus bedroht. Er hat nicht ihre Schulungen und Programme durchlaufen, nicht ihre Titel und Lizenzen erhalten, er ist nicht von ihnen geprüft und eingesetzt worden. So etwas darf es gar nicht geben. Also woher hat er diese Vollmacht? Wenn es überhaupt Vollmacht ist und nicht ein irgendwie gearteter Betrug.

Wie so häufig antwortet Jesus auf die Fragen seiner Kritiker mit einer Gegenfrage: Durch wen treiben eigentlich eure „Fachleute für Exorzismus“ die Dämonen aus? Heute kann man hinzufügen: Wenn überhaupt! Vielleicht war es aber auch damals schon üblich, dass mit den Dämonen eher kooperiert wurde, als dass sie ausgetrieben wurden. Jetzt stellt Jesus ihre Situation ins Licht, aber genauso unsere heutige. Wie gehen WIR mit den Dämonen um? Wo erkennen wir sie gar nicht oder lassen sie sich nicht austreiben, weil wir uns genauso verhalten wie sie? Weil wir heiliger und gerechter tun, als wir eigentlich sind? Weil wir eine Doppelmoral leben? Weil wir passiv sind? Usw.   

Jesus setzt noch einen drauf und gibt den Kritikern zu bedenken, dass ihre eigenen „Kinder“ (oder Schüler) ihre Richter sein werden. Mit welchen Mitteln gehen denn sie gegen das Böse vor?

Viele Menschen“Kinder“ würden gerne das dämonische Joch abschütteln, würden gerne ihre Stummheit, Blindheit, Taubheit und Lähmung überwinden, suchen nach einer Erleichterung und Befreiung von ihrem Joch; nach einer Macht, die ihnen Hoffnung und Zukunft geben könnte, die für sie verloren ist. In Scharen kommen sie zu Jesus – zum Verdruss der Religiösen, denen sie weglaufen, weil da jemand ist, der nicht nur Worte, sondern Kraft hat. Darum müssen sie diese diskreditieren, das ist klar. Ob Menschen frei und leicht, geheilt und erneuert werden, das ist gar nicht ihr Interesse. Wie gesagt, lesen wir nichts davon, dass der Befreite bzw. Geheilte zu seiner Geschichte und Erfahrung von ihnen befragt wird. Sie richten ihr Augenmerk nicht auf Menschen, sondern auf die Einhaltung von Gesetzen und Vorgaben, auf die „Ordnung“, in der sie oben und die anderen unten sind.

Wie absurd das alles ist! Da ist ein Mensch (und sicherlich noch viele andere) geheilt worden – und sie äußern keine Freude, keine Anteilnahme, kein gar nichts, sondern konstruieren eine völlig abwegige Theorie, dass es wohl der Teufel selbst ist, der hier die Menschen heilt, befreit und erneuert. Leider müssen wir feststellen, dass es gerade in der Religion immer wieder zu solchen Absurditäten kommt, die unfassbare Blüten treiben und alles aberwitzig in sein Gegenteil verdrehen können. Da wird das Licht zur Finsternis erklärt und die Finsternis zum Licht. Da wird der Messias zum Teufel erklärt und der Teufel setzt sich auf den „Heiligen Stuhl“ und andere Vorstandsstühle, die gegen eine Gebühr über Millionen „Gläubige“ befinden, was die dürfen und was nicht. Ihre angemaßte Macht dürfen sie jedenfalls nicht infrage stellen! Und werden sie von Jesus befreit und geheilt, muss ein Untersuchungsausschuss her, um diese Anomalie zu klären und solche Irritationen im Keim zu ersticken. Nicht dass noch Unruhe entsteht! 

Dämonen austreiben steht nicht in der Vereinssatzung und Liste „mildtätiger Zwecke“, die Steuerbefreiung rechtfertigen. Da muss man „höllisch“ aufpassen, nicht den guten Ruf und die Prvilegien aufs Spiel zu setzen. So wie Jesus.