Die Experten diskutieren

Einige von ihnen aber sagten: Durch Beelzebub, den obersten der Dämonen, treibt er die Dämonen aus. Andere aber versuchten ihn und forderten von ihm ein Zeichen aus dem Himmel. (Lukas 11,15-16)

Da die Erklärungen von Jesus selbst nicht hingenommen werden, überlegen die „Experten“, wie sich die Dinge wirklich verhalten. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Dass Jesus der sein könnte, der er sagt, dass er ist – nein, das ist ausgeschlossen. All die historisch kritische Theologie und Religionswissenschaft kommt zu anderen Ergebnissen. Und da es sich dabei um „Wissenschaft“ handelt, hat sie natürlich die wahre Erkenntnis über die Geschichte und die Hoheit über die Erklärungen, wer wer und was was ist.

Nun ist die erste Erkenntnis und Theorie, die in der Talkshow von den Studierten diskutiert wird, die, dass Jesus wohl okkult und keineswegs heilig ist. Er paktiert mit dem Teufel selbst bzw. seinem Oberdämonen, um die Leute durch Fake-Befreiungen zu täuschen und an sich zu binden. Um sie dann seiner Sekte einzuverleiben, wo sie ausgebeutet und gehirngewaschen werden. Wie das bei Sekten eben so üblich ist. Dass einer tatsächlich selbstlose Motive haben könnte oder einfach aus Erbarmen heraus handelt – ausgeschlossen! Die Hintergrund-Geschichte Jesu, sowie sein psychologisches Profil müssen analysiert werden. Wo kommt er eigentlich her? Und wo will er hin? Wie kam es zu seinem Messias-Komplex? Wieso belästigt er Dämonen? Warum will er Menschen in „seinen“ Himmel bringen? Er nutzt ihre naive und religiöse Gutgläubigkeit aus…

Was uns hier ganz augenfällig fehlt, ist die Befragung des Befreiten selbst. Er kann ja nun sprechen und mitteilen, wie es war, stumm zu sein und wie er den Dämon erlebt hat. Er scheint jedoch nicht als qualifiziert zu gelten, erst muss der Arztbericht eingesehen werden. Denn er war ja vielleicht gar nicht stumm, sondern litt an einer psychologischen Störung. Auch Logopäden müssen sich die Sache ansehen. Oder er hatte sich mit Jesus abgesprochen, gegen eine gewisse Summe Geld, Stummheit vorzutäuschen, um dann medienwirksam „befreit“ zu werden. In einem „Crisis-Actors“-Kurs wurde ihm möglicherweise beigebracht, wie er das Ausfahren des Dämons vorspielen sollte. Keine kleine Aufgabe! Vielleicht musste er Schreien, Würgen, sich am Boden wälzen und die Glieder verrenken üben. Das Studio dafür existiert heute noch.

Andere fordern, um glauben zu können, ein „Zeichen vom Himmel“. Die Heilung bzw. Befreiung des Stummen ist ihnen nicht Zeichen genug. Sie wollen was anderes sehen, Himmelserscheinungen: Engel, Posaunen, usw.  Sie haben all die Endzeitprophetien gelesen und wissen ganz genau, wie der Messias beschaffen sein, reden, handeln und vom Himmel legitimiert werden muss. Sie wissen es besser als der Messias selbst! Darum sind sie bis heute im Zweifel, ob er nun der verheißene Retter ist oder doch nicht. Ihn selbst fragen sie natürlich nicht danach. Sie haben ja die Schriften… und die Experten.

Auch Jesu Jünger zweifelten bis zum Ende, ja bis zu seiner Auferstehung! Auch sie hatten ihr Leben lang die Predigten und Auslegungen der Synagoge mit ihren theologischen Experten gehört, von der Jesus so eklatant und penetrant abwich. Konnten all diese hochkarätigen Fachleute denn dermaßen irren? Waren die Schriften denn – Gott bewahre! – so unklar, dass Jesus von ihren Wächtern nicht als Messias identifiziert und verifiziert werden konnte? Sollten sich Generationen von Schriftgelehrten mit ihrem Wahrheits-Ministerium geirrt haben? Wie könnten wir Laien überhaupt wagen, sie infrage zu stellen?

Nun, Jesus stellte sie drei Jahre lang rund um die Uhr infrage und überführte sie einer grundlegend falschen Haltung Gott und auch den Menschen gegenüber. Ja, sogar sich selbst gegenüber.

Sie wollen Recht haben, Gott Barmherzigkeit. Sie wollen herrschen, Gott dienen. Sie wollen geehrt werden, Jesus beachtet die Menschen – auch die fürs System irrelevanten. Sie erbauen ein hierarchisch strukturiertes Imperium, er demontiert es.

Jesus versucht, den Experten klar zu machen, dass sie niemals die Schriften verstehen können, wenn sie nicht zu ihm, dem SOHN, kommen, nicht vom GEIST wiedergeboren werden und wenn sie nicht in die Position der Kinder Gottes kommen, denen ihr VATER seine Geheimnisse mitteilt– von Angesicht zu Angesicht.

Gott braucht kein Haus der Religion, er hat schon ein eigenes, das groß genug ist und Platz für alle KINDER hat! Siehe das Gleichnis vom verlorenen Sohn. In diesem Gleichnis benimmt Gott-Vater sich so dermaßen unreligiös und „ungerecht“ (was der zweite Sohn ihm vorhält), dass es herzerweichend ist und total anders, als was wir religiös erwarten würden. Es geht um Nähe und Berührung, Liebe und Vergebung. Der Vater selbst ist es – keine ordinierte Priesterschaft – der den Jungen in sein Haus bringt. Dort gibt es für den gefundenen Sohn erstaunlicher Weise gar nichts heiligmäßiges zu tun, als nur anzunehmen, was ihm alles gegeben wird und dann fröhlich zu sein in der großen Feier seines Comebacks.