Da er aber ihre Gedanken wusste, sprach er zu ihnen: Jedes Reich, das mit sich selbst entzweit ist, wird verwüstet; und Haus gegen Haus stürzt ein. (Lukas 11,17)
Jesus kennt unsere Gedanken. Ist uns das unheimlich? Er blickt hinter die aufgesetzten Minen und das fromme Gebaren, er weiß, was bei uns Zuhause läuft und wie wir uns auf der Arbeit benehmen, er ist sich der WIRKLICHKEIT völlig bewusst. Oha!
Die Welt – und wir als ein Teil von ihr tun es unentwegt, wenn auch weitgehend unbewusst – arbeitet gegen die Wirklichkeit. Sie kaschiert, meidet, beugt und verbietet sie. Sie ersetzt sie durch eine ihr entsprechende Kunst-Wirklichkeit, also eine Irrealität und deren Ideologie. Das Ziel ist, dass die Menschen die Lüge für die Wahrheit und die Wahrheit für die Lüge halten, ganz wie es ihnen medial vermittelt und vom Drehbuch verlangt wird. Menschen sollen nicht wissen, dass sie Menschen sind, sondern dem „System“ hörig sein und zuarbeiten.
Hier nun erkennt Jesus die Gedanken seiner Infragesteller, Auflauerer und Versucher. Sie können die Wirklichkeit, die sich vor ihren Augen ereignet, keineswegs als das nehmen, was sie ist. Weder akzeptieren sie, dass Jesus Jesus ist, noch dass der Befreite befreit ist. Sie halten nicht ihre eigenen Ideen und Ansichten für fragwürdig, sondern die Geschichte der Dämonenaustreibung für eine Inszenierung oder teuflische Verschlagenheit. Kurz gesagt, projizieren sie ihre eigene Art auf Jesus.
Nun erklärt ihnen Jesus mit wenigen Worten wie sich die Dinge verhalten. Seit wann treiben Teufel Teufel aus? Wie könnte er ein Oberteufel sein, der einen Unterteufel austreibt? Wie könnte er gegen das Wesen und die Agenda seines dämonischen Reiches verstoßen und einen Mann freigeben? Freiheit ist etwas, was dem Reich der Finsternis unmöglich und unvorstellbar ist. So wie Unfreiheit im Reich Gottes ein „no go“ ist.
Die Dämonen haben allerdings einen Ersatz bereit: Freiheit bedeutet unter ihrem Zepter Unterwerfung. Je angepasster einer ist, desto mehr „Freiheit“ wird ihm gewährt. Vielleicht bekommt er sogar einen Orden! Das heißt, je teuflischer ein Mensch wird, desto mehr Raum wird ihm von den Teufeln gewährt. Lässt er sich „freiwillig“ von ihnen beherrschen, dann brauche sie ihn ja nicht weiter unter Druck zu setzen, sondern binden ihn in ihre Agenda ein. Er ist dann Teil ihres „Hauses“.
Jesus nun ist ausgesprochen unteuflisch! Alles was er sagt, tut und ausstrahlt, ist heilig, licht und ECHT. Das Reich Gottes bringt immer die Wirklichkeit ins Spiel. Und eine Abweichung von der Wirklichkeit kann nicht bestehen, sonst würde das Reich Gottes kollabieren, so wie das Reich der Finsternis kollabiert, wenn die Illusion nicht als real angenommen wird, wenn Menschen sich nicht unterwerfen und die Ideologie bedienen.
Viele verwechseln das Reich der Finsternis mit dem des Lichts. Sie meinen, auch Gott verlange nichts anderes von ihnen als die totale Unterwerfung, die er dann gnädig segnet. Viele meinen, Gott wolle ihre Persönlichkeit ausradieren und sie dann durch den Heiligen Geist ersetzen für seine Zwecke – ganz wie die Dämonen es tun. Aber so läuft es nicht. Der Heilige Geist führt uns mit unendlicher Geduld, mit Trost und Beistand den Weg aus der Finsternis zurück ins Licht, aus der Matrix der Illusion in das Licht der Wirklichkeit. Er führt uns vom Schein zum Sein.
Die Gemeinde hatte durch ihre ganze Geschichte hindurch Probleme mit dieser Verwechslung. Es gab Zeiten extremer und rigider Macht – voller Kontrolle und Unterwerfung. Freiheit war ein Sakrileg. Und immer noch hängt uns dieser Jahrhunderte währende institutionelle Machtmissbrauch nach.
Christen sind sich heute nicht sicher, ob es Dämonen überhaupt gibt und wenn ja, werden sie ja sicher nicht von ihnen besetzt, weil sie sich doch so gut „bekehrt“ = Gott bzw. der Gemeinde unterworfen haben. Sie sind ja unter der Abdeckung ihres Priesters oder Pastors, also hierarchisch unterworfen äh… integriert. Wohnen sie dann doch einmal einer Manifestation von Dämonen bei, sind sie verwirrt und können nur schwer glauben, dass das „von Gott“ sein soll, weil es eben nicht in ihr Weltbild passt. Das wirft die Frage auf, ob ihr Denken tatsächlich vom Heiligen Geist in die WIRKLICHKEIT getauft wurde, oder einer religiösen Ideologie entspringt, die der Wirklichkeit so fern ist, wie alle anderen Ideologien auch – und Freiheit als Unterwerfung verstehen.