Und er (Jesus) lehrte täglich im Tempel. Die Hohenpriester aber und die Schriftgelehrten und die Ersten des Volkes suchten ihn umzubringen. Und sie fanden nicht, was sie tun sollten, denn das ganze Volk hing ihm an und hörte ihm zu. (Lukas 19,47-48)
Nachdem Jesus also die Händler aus dem Temple geworfen hatte (mit einer Peitsche!), das Geschäft spektakulär beendet und den Ort wieder in ein „Haus des Gebets“ zu verwandeln begann, worüber die Schlagzeilen aller Zeitungen des Landes sich füllten, war die Elite schwer besorgt. Dieser Jesus, der sich ihrem Zugriff und ihrer Agenda entzog, war tatsächlich im Zentrum des Zentrums, dem Tempel in Jerusalem, angekommen und machte keine Anstalten, sich mit ihnen, den Herren, Chefs und Regierenden abzusprechen oder ihr Spiel mitzuspielen. Er blieb, der er war und tat, was er tat – unbeeindruckt von ihren Protokollen.
Die Beseitigung des Störfaktors stellte sich indes schwierig dar, denn alle Kameras waren auf Jesus gerichtet und das Volk war begeistert von ihm. Sie hörten ihm zu. Oha!
Um den öffentlichen Diskurs weiter zu bestimmen und die Deutungshoheit über die Wirklichkeit zu behalten, musste gehandelt werden.
Und sie beobachteten ihn und sandten Auflauerer aus, die sich stellten, als ob sie fromm wären, um ihn in der Rede zu fangen, damit sie ihn der Obrigkeit und der Macht des Stadthalters überliefern konnten. (20,20)
Das Prozedere hat sich bis heute nicht verändert. Ein paar V-Leute einschleusen, ein paar falsche Zeugen kaufen und den Gegner dann mit Anklagen überziehen. Genau. Und schon bald würde sich der Wind drehen und Jesus in Untersuchungshaft landen.
Über die kurze Zeit der Predigt im Tempel sind uns im Lukasevangelium die Kapitel 20 und 21 überliefert, wir sollten ein spezielles Augenmerk auf sie richten. Was hat Jesus in diesem Zeitfenster und an diesem exponierten Ort zu sagen? Auch wir sollten zuhören!
Die Hohenpriester, Schriftgelehrten und Ersten des Volkes hören nicht zu. Wenn sie zuhören, dann nur, um etwas gegen Jesus zu finden, was sie dann in der nächsten Talkshow-Runde medienwirksam zerreißen können. Sie wissen nicht mehr wie man zuhört, alles ist Geschäft, alles Strategie und politisches Ränkespiel. Sie hören dem Menschensohn nicht zu als Menschen, sondern als Funktionäre. Für sie dreht sich alles um die Macht, und um Machtfragen handeln die kommenden Gleichnisse in Kapitel 20 und 21.
Die eine Frage, die sie bewegt ist: „Sage uns, in welcher Vollmacht tust du diese Dinge? Wer ist es, der dir diese Vollmacht gegeben hat?“ (20,2). Auf gut deutsch wollen sie wissen, in wessen Auftrag er handelt, welcher Geheimdienst, welche Agency ihn geschickt hat und ob wohl am Ende nicht die Russen dahinterstecken. An so etwas wie „Glaube, Hoffnung und Liebe“ denken die Funktionäre nicht mehr, das ist kindisch und sentimental, schlecht fürs Geschäft, was für Naive, die noch an Märchen glauben.
Dass Jesus gekommen ist, um zu suchen und zu retten, was verloren ist, das ist ein Plan, den die Zuständigen nicht nachvollziehen können. Dass es der Himmel ist, der ihn autorisiert, noch weniger. Er ist einfach so, wie er ist und darum redet er auch so, wie er ist und handelt entsprechend.
Er ist echt und tut nicht nur so. Und wer zu ihm kommt, dem hilft er, auch echt zu werden und nicht nur so zu tun. Halleluja!