Die Letzten sind die Ersten

Tagesgedanken Autor Frank Krause
Tagesgedanken

„Sie brachten aber auch die kleinen Kinder zu Jesus, dass er sie anrühre (segne). Als aber die Jünger das sahen, fuhren sie sie an.“ (Lukas 18,15)

Das ist ein sehr typisches Verhalten religiös geprägter Menschen. Sie sehen keinen Wert in den Kindern, die gar nichts „bezahlen“ können. Und auch von den Eltern nimmt Jesus keine Gebühr!

   Die Jünger, die anscheinend meinen, sie seien die Hüter Christi, die die Menschen, die zu Jesus kommen, „vorsortieren“ wollen, welche zuerst dran sind, sind ungehalten über diese Unordnung und „fahren die Leute an“.

   Oh ja, ich habe auch schon dieses „Anfahren“ erlebt, mit dem die Hüter klar stellten, wer hier das Sagen hat und wie sich zu benehmen ist. Die Kirche ist seit urlanger Zeit streng hierarchisch geordnet. Ganz oben stehen die ordinierten Experten – die Ersten –, ganz unten die Kinder – die Letzten.

   Es ist ein Phänomen, das heute ein immer weitreichenderer Missbrauch ausgerechnet von Kindern in der Kirche aufgedeckt wird. Dies ist so ganz entgegen dem Geist Christi, aber im Sinne einer religiösen Hierarchie, die zudem eine ausgeprägte Geschäftsmentalität hat, in der jeder beizutragen hat! Auch die Kinder…  

   Wir sehen in den Evangelien, wie Jesus seine Jünger immer und immer wieder zurechtweist. Trotz der Nachfolge Christi sind sie „Kinder ihrer Kultur“ und denken in deren religiös geprägten Bahnen. Jesus nennt das gegenüber Petrus durchaus auch einmal „teuflisch“. „Denn er sinnt nicht auf das, was Gottes ist, sondern auf das, was der Mensch ist“ (Mt 16,23). Nachfolge bedeutet noch nicht, dass „automatisch“ die Gesinnung verändert oder erneuert ist. Bekehrung und Wiedergeburt auch nicht.

   An einer Stelle stellt Jesus ganz bewusst ein Kind in die Mitte der Jünger und sagt, wer diesem Kind dient, der dient IHM und wer dieses Kind aufnimmt, nimmt IHN auf.

Man könnte in Hinblick auf den Missbrauch von Kindern also entsprechend sagen: Wer solch ein Kind missbraucht, der missbraucht Jesus. Womit das Teuflische des Kindesmissbrauchs überaus deutlich benannt ist!  

   Wir müssen selbst zu den Kindern werden, die Jesus anrührt. Denn „wenn wir nicht werden wie die Kinder, werden wir in das Reich Gottes nicht hineinkommen.“ (18,17). Dafür müssen wir uns die Häme der Religiösen gefallen lassen.