Zwischen den Finsternissen

Finsternis – das neue Licht?

„Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her.“ (Mt. 2,9)


Ich las diese Worte: „zwischen den Finsternissen“ irgendwo im Internet und sie sprachen mich an. Es klingt für mich wie: „von Lockdown zu Lockdown“…

Der Winter ist die dunkelste Zeit des Jahres, Weihnachten soll schwer eingeschränkt werden, Sylvester auch. Nur keine Freude aufkommen lassen! Die Hoffnung auf eine in meinen Augen höchst fragwürdige Impfung als diesjähriges Weihnachtsgeschenk halte ich für trügerisch.

Es geht von einer Drangsalierung zur nächsten. Man kann in Anlehnung an Matthäus 24 durchaus sagen, dass die Furcht der Menschen dermaßen geschürt wird, „dass die Liebe der vielen erkaltet“. Die Selbstmordraten steigen, so die Depressionen. Und Brüder sowie Familienangehörige verraten einander und liefern sich gegenseitig den Behörden aus. Alles unter dem Begriff „Nächstenliebe“.

Klingt pervers. Aber die Finsternis ist jetzt das neue Licht. Reframing ist alles. Die Liebe erfordert nun „social distancing“.  Man benutzt für alles englische Begriffe, auf Deutsch würden sie so hässlich klingen.

Sind wir also in Matthäus 24? Offensichtlich ja. Aber da stehen nicht nur Katastrophen drin, sondern auch, dass das Evangelium auf der ganzen Erde verkündet wird. Da die Hoffnung in die menschlichen, politischen, technischen und finanziellen Möglichkeiten schwinden, fragen die Menschen sich „zwischen den Finsternissen“, ob es auch ein Licht gibt, das eben nicht künstlich, ideologisch, irdisch und unbezahlbar ist, sondern echt und heilsam, verlässlich und auch noch erschwinglich für alle.

Ja, dieses Licht gibt es und es scheint in der Finsternis, weil es nicht selbst Finsternis ist, die nur so tut, als sei sie Licht. Zunächst scheint es in die Finsternis eines jeden von uns ganz persönlich hinein. Nicht jeder ist gleich eine göttliche Lampe, weil er sich bekehrt hat oder eine Erleuchtung erlebt hat. Jede Menge Reinigungsprozesse sind zu durchlaufen, es muss schwer aufgeräumt und gelüftet werden, die Räuberhöhle muss wieder zu einem Tempel werden, einem „Haus des Gebets“.  

Inmitten der Krise erinnern sich Menschen wieder daran, dass Menschsein sich nicht durchs Geschäft und Geld, sondern durch Gott und Gnade definiert. Inmitten der Finsternisse will uns diese Botschaft erreichen: „Mach‘s wie Gott – werde Mensch!“. Folge dem Stern, der in der Nacht aufgeht, es gibt eine größere Wirklichkeit, als die, die uns im Fernseher gezeigt wird. Sie orientiert sich nicht an unseren Problemen, sondern verkündet uns große Freude, weil uns ein Retter geboren ist. Alles liegt daran, mit diesem Retter, der von außerhalb der Welt kommt, zu kooperieren. Seine Möglichkeiten übersteigen die menschlichen himmelhoch. Kommen sie zur Wirkung, sprudeln wir über vor Freude. Dann werden wir zu Missionaren des Lichts.

Man könnte sagen: Wenn nicht jetzt „Licht werden“, wann dann?

Die Welt reduziert das Licht, treibt die Strompreise hoch, der mögliche Blackout winkt. Die Möglichkeiten dezimieren sich auf wenige „alternativlose“ Szenarien.

Der Himmel macht es genau umgekehrt. Er aktiviert den Energiezufluss, schaltet das Licht ein und entfaltet unendlich viele kreative Wege, die wir gehen können – als Gottes Gegenüber. Wir atmen auf und tanzen im Sonnenlicht. Wir sind MENSCHEN und stammen aus Eden  – heilig und bestimmt, die Welt zu segnen.

Dass Gott eine dunkle und kalte Welt geschaffen hat mit einer durch und durch feindlichen Umgebung voller krankmachender Keime, halte ich für fragwürdig. Es heißt: „Die Mikrobe ist nichts, das Milieu ist alles.“ Ist der Mensch wirklich Mensch und steht in seinem gottgegebenem Licht, seiner Kraft und Heiligkeit, dienen ihm alle Dinge zum Guten, auch alle Keime, Pilze und Viren. Ist er jedoch nur ein Schatten seiner selbst, ein Wrack voller Kummer und Sorgen, vergiftet, verstrahlt und verwaist, dann wollen die Bakterien ihn als Sondermüll entsorgen. Das ist ihre Aufgabe.

Wir haben gelernt, es seien äußere Faktoren, die uns krank machen und die es zu bekämpfen gilt, Jesus aber sagt, es sind inwendige Gründe, die uns töten: negative Gedanken, Gefühle und Vorstellungen aller Art. Vor den äußeren Parasiten kommen die inneren. Werden wir ihrer nicht Herr, werden wir auch den physischen Keimen nicht gewachsen sein. Wie innen, so außen.

Alles liegt daran, dass wir aufhören, von Finsternis zu Finsternis zu gehen und anfangen, von Licht zu Licht zu gehen. In Jesu Namen!  

Empfehlung: Das Andachtsbuch „70 x Freude“ von Frank Krause (Texte) & Fred-Jürgen Schiele (Fotos)