„Alle Jahre wieder … ist Weltmännertag am 3. November. Eingeführt wurde er im Jahr 2000 von Andrologen der Universität Wien. Laut Michail Gorbatschow, dem Schirmherrn des Aktionstages, soll der Weltmännertag das gesundheitliche Bewusstsein der Männer stärken. Denn immer noch ist die Lebenserwartung von Männern etwa sieben Jahre kürzer als die von Frauen.“ (Adam-online Newsletter 2012-11, siehe auch Wikipedia)
Trotz aller Bemühungen, den Männern mehr Gesundheit nahezubringen, sterben sie weiterhin eher als die Frauen. Wie ungerecht! Sie rauchen und trinken eben einfach mehr…
Allerdings weiß die „Welt“ gar nicht abschließend, was Gesundheit ist und warum das Leben überhaupt vergänglich ist. Auf die Gesundheit achten, ist nicht die ganze Lösung des Problems, wie wir als Christen sehr genau wissen, Christus ist die Lösung. Und wenn Männer nicht nach ihm fragen, dann gibt es keine grundlegende Wende vom Tod zum Leben. Ein Jahr kürzer oder länger als Mann „funktioniert“ ändert daran gar nichts.
Die Frage für uns Männer ist, worüber wir uns definieren: Über „Dinge“, die uns gar kein Leben geben können, da sie selbst tot sind, oder über den, der das Leben ist. Über die „Arbeit“, die uns Geld verschafft und die Illusion von ein wenig Freiheit, uns was leisten zu können, oder über den, der die Freiheit ist? Nein, die Arbeit kann uns so wenig wie die Dinge Identität und Gesundheit geben, sie reduziert uns i.d.R. auf „Funktionen“, macht uns zu „Rädchen im Getriebe“, aber nicht lebendig. Nur das Leben selbst kann uns lebendig machen! Gott macht uns zu Söhnen an seiner Seite und nicht zu Arbeitern in seiner Fabrik, das ist ganz was anderes.
Allerdings fällt mir auf, dass auch dann, wenn Männer sich zu Jesu bekehrt haben, der Trend zum frühen Sterben damit noch nicht „automatisch“ gewendet ist. Männer verstehen auch den Glauben gemäß ihrer leistungsorientierten Prägung gerne funktional und wollen Gott nicht dadurch dienen, dass sie leben, sondern dadurch, dass sie für ihn arbeiten. Dies ist, was wir im Gleichnis des verlorenen Sohnes finden. Der Junge tat „Buße“, indem er sich vornahm, zum Vater zurückzukehren, und ihm anzubieten, für ihn zu arbeiten, da er „nicht würdig sei“, länger sein Sohn genannt zu werden (Lk 18-18). Der Vater sah das ganz anders.
„Für Gott arbeiten“ und „lebendig sein“ ist nicht das Gleiche. Jesus sagt: „Ich lebe und ihr sollt auch leben!“ (Joh 14,19). So lange wir nicht lebendig geworden sind und wenigstens damit angefangen haben, zu begreifen, was LEBEN eigentlich ist, ist unsere „Arbeit“ für Gott so daneben wie das „demütige“ Angebot des verlorenen Sohnes an seinen Vater, ihm zu Diensten zu sein wie einer seiner Tagelöhner. Der Vater wollte keine Dienste, er wollte seinen Sohn wiederhaben.
Nun, wie wurde der Sohn denn wieder lebendig?
Was uns in jenem Gleichnis auffällt, ist, dass er sich eine Menge Liebe gefallen lassen muss: Der Vater läuft ihm entgegen, fällt ihm um den Hals und küsst ihn zärtlich. Er hat Kleider für ihn bereitliegen, Schuhe – und den Ring! Schließlich wird eine große Feier veranstaltet, für die das beste Tier geschlachtet wird. Der Vater sagt: „Laßt uns essen und fröhlich sein!“ Hm … darum geht es also? Mit Vater essen und fröhlich sein … an seinem Tisch sitzen … in seinem Haus? Verwandelt uns das von Waisen in Söhne? O ja! Das ist die himmlische Therapie.
Es gibt für den Sohn offensichtlich gar nichts zu tun. Im Vaterhaus ist bereits für alles gesorgt, es gilt für ihn nur eines zu tun: Wieder Sohn werden. Tatsächlich ist es der Vater, der ihm dient und nicht umgekehrt. Nur auf diesem Wege kann ein verwaister Mann wieder Sohn werden. In der Nähe und Berührung des Vaters wird er wieder lebendig. „Dieser mein Sohn war tot und ist lebendig geworden!“, sagt der Vater. Er fängt an, in Resonanz mit dem Vater zu gehen.
Dies ist auch unser Weg. Nicht Leistung, sondern Resonanz. Was wissen wir darüber? Nach Jahrhunderten von Predigten, in denen es um christliches Benehmen, Gemeindearbeit und Unterwerfung unter den Klerus mit seine Hierarchie-Kirche ging, haben wir die Resonanz ganz vergessen. Darum finden wir in der Gemeinde so wenig Sohnschaft und so viel Knechtschaft.
Wir könnten den Vater bitten, uns lebendig zu machen – als seine Söhne. „Bittet und es wird euch gegeben!“, ermuntert uns Jesus. Aber wir müssen dabei nicht nur um „Dinge“ bitten und uns um „die Arbeit“ drehen, es geht doch um Größeres als das: darum, dass wir vom Tod zum Leben kommen – in das Haus des Vaters – und eine wachsende Resonanz zu ihm: aus der Entfremdung zurück in die Nähe, aus der bitteren Verwaisung in die selige Sohnschaft. Lasst uns an Vaters Tisch essen und fröhlich werden! Das wäre eine gute Maßnahme zum „Weltmännertag“ – und unserer Gesundheit gewiss überaus zuträglich.