Geschaffen für die Ewigkeit

„Alles hat Gott schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt, nur dass der Mensch das Werk nicht ergründet, das Gott getan hat, vom Anfang bis zum Ende.“ Prediger 3,11

 

Cloudy 010Wir sind für die Ewigkeit geschaffen und doch der Zeitlichkeit bzw. der Vergänglichkeit unterworfen. Kaum, dass wir anfangen, unser Leben zu entfalten, ist es auch schon zu Ende, es ist ein Drama. Auch ist es ein Drama, dass wir versuchen, unser Leben auf das sichtbare Hier und Jetzt zu beschränken.

„Ein Huhn lud aus Freundschaft einmal ein Kamel als Gast zu sich in den Stall ein. Als das große Kamel den Hühnerstall betrat, stürzte er in sich zusammen, weil er viel zu klein war.“ (Rumi)

In unserem Herzen tragen wir eine Sehnsucht nach „mehr“, nach Dimensionen, die die Welt und unsere Alltagsgeschäfte in ihr übersteigen. Wir „laden Jesus ein, in unser Leben zu kommen“ und wissen nicht, was das wirklich bedeutet. Hier und da erleben wir unerwartete kurze, ekstatische Momente, in denen sich die Zeit aufzuheben scheint und uns ein anderer Zugang zur Wirklichkeit offenbar wird, als wir gewohnt sind. Für einen Augenblick erkennen wir staunend, wie klein unsere Hütte wirklich ist – und dass wir möglicherweise eigentlich nicht das Huhn, sondern etwas ganz Anderes sind, aber niemand hat uns das je gesagt und all unsere Lehrer und Ausbildungen haben uns von Klein auf ausschließlich auf Huhn getrimmt.

Wir setzen viel daran, uns von der allzu schnell verrinnenden Lebenszeit und den flüchtigen Träumen über Größe und Bedeutung abzulenken und der Verzweiflung, die unerfüllter Sehnsucht nun einmal auf dem Fuße folgt, irgendwie zu entgehen.

Nun sind nach dem Zeugnis der Heiligen Schriften der Himmel, das ewige Leben und die Ewigkeit, für die wir geschaffen sind, keine jenseitigen Dinge, die uns erst nach dem Tod zuteil werden – oder auch nicht.

Jesus verkündete, dass das „Reich Gottes“ nah herbei gekommen ist und wir gut daran täten, uns bereits heute auf dieses Reich einzulassen. Es ist schon hier und nicht erst dort; es ist schon jetzt und nicht erst dann. Daß wir durch die Sünde den Bezug dazu verloren haben, heißt nicht, dass es „weg“ ist. Daß unsere Augen in einer materialistisch orientierten Welt blind für das Unsichtbare geworden sind, heißt nicht, dass es die unsichtbaren Dinge nicht gäbe.

Einen aufschlussreichen Bericht über diese „gegenwärtigen geistlichen Dimensionen“ finden wir in 2. Könige 6, wo der Prophet Elisa von einem ganzen Heer belagert wird und sein Diener voller Entsetzen fragt, was sie denn nun angesichts dieser Ausweglosigkeit tun sollen.

„Elisa aber sprach: Fürchte dich nicht! Denn zahlreicher sind die, die bei uns sind, als die, die bei ihnen sind. Und Elisa betete und sagte: Herr, öffne doch seine Augen, dass er sieht! Da öffnete der Herr die Augen des Dieners, und er sah. Und siehe, der Berg war voll von feurigen Pferden und Kriegswagen um Elisa her.“

 

Diese Offenbarung machte den ganzen Unterschied. Sie verwandelte einen völlig verzagten Diener in einen völlig zuversichtlichen Diener, der die Situation gemeinsam mit Elisa mit göttlicher Raffinesse entschärfte, so dass am Ende des Tages kein Tropfen Blut vergossen wurde.

Geschichten wie diese sind uns nicht überliefert, damit wir sie als historische Einmaligkeiten und religiöse Kuriositäten abtun, sondern, damit wir glauben. Was denn sollen wir glauben? Wir sollen glauben, dass auch uns das Reich Gottes nicht fern ist und auch wir beten können: „Herr öffne uns die Augen, dass wir sehen!“


Empfehlung: Lesung aus “Die Geisterstadt”.