Die Kunst des Feuermachens

 

Uplifting 37Es war einmal ein Mann, der erfand die Kunst des Feuermachens. Er nahm seine Werkzeuge und wanderte zu einem Stamm im Norden, wo es sehr kalt war, bitterkalt. Dort lehrte er die Menschen, Feuer zu machen. Die Leute waren auch sehr interessiert daran. Er zeigte ihnen, wozu das Feuer alles gut sein konnte – zum Kochen, zum Sich-Wärmen und anderem mehr. Sie waren sehr dankbar, daß sie die Kunst des Feuermachens gelernt hatten. Doch bevor sie ihm ihren Dank aussprechen konnten, verschwand er. Ihm lag nicht an ihrer Anerkennung oder ihrem Dank; ihm lag an ihrem Wohlergehen.

So ging er zu einem anderen Stamm, dem er wiederum zeigte, wie nützlich seine Erfindung war. Die Menschen dort interessierte das ebenso sehr, ein bisschen zu sehr für den Geschmack ihrer Priester, denen nicht verborgen blieb, daß dieser Mann die Scharen auf Kosten ihrer Beleibtheit anzog. So beschlossen sie, ihn beiseite zu schaffen. Sie vergifteten ihn, kreuzigten ihn, töteten ihn – wie, ist hier nicht weiter wichtig. Doch die Priester bekamen nun Angst, daß sich die Menschen gegen sie wenden würden. Aber die Priester waren sehr schlau, ja gerissen. Können sie sich vorstellen, was sie taten? Sie fertigten ein Bild des Mannes und stellten es auf den größten Altar des Tempels, die Werkzeuge zum Feuermachen legten sie vor das Bild. Darauf wurden die Leute angeleitet, das Bild zu verehren und sich vor den Werkzeugen zu verbeugen, was sie auch pflichtbewusst Jahrhunderte hindurch taten. Verehrung und Kult gingen weiter, aber Feuer gab es keines mehr. (Anthony de Mello)