Adam, wo bist du?
Adam war frisch aus dem Traum vom Paradies mit seinem unbeschwerten Leben dort und seiner ewigen Position darin, aufgewacht. Ernüchtert stellte er fest, dass er nackt war! Und versteckte sich. Das große Glück, ganz und unverstellt er selbst sein zu können, mit einer großen, kreativen und passgenau auf ihn zugeschnittenen Aufgabe… und einer Eva an seiner Seite… war jäh geplatzt.
Er hatte sich auf eine Schlange eingelassen! Das sollte man nicht tun, denn Schlangen suchen nicht unseren, sondern ihren eigenen Vorteil. Egal, was sie uns erzählen.
Gott rief nach Adam: „Wo steckst du denn, Junge?“ Und das erste Mal lesen wir davon, dass der Mensch ANGST hatte. Er wollte sich nicht zeigen, schämte sich, schob die Schuld auf Eva, die Schlange, Gott, usw. Das Drama des gefallenen Menschen begann sich unverzüglich zu entfalten – noch im Paradies!
Adam spürt es ganz genau, er gehörte nicht mehr dazu, er hatte seine Herrlichkeit verloren, verraten, verkauft. Das Glück war sowas von vorbei!
Seitdem ist es allen sündenbewussten Menschen höchst suspekt, wenn einer die fixe Idee hat, sich freuen oder gar glücklich sein zu wollen. Hat er den Schuss nicht gehört? Ist er so verblendet, dass er nicht mitbekommen hat, dass der GAU eingetreten ist?
Nun, das Glück Adams lag nicht so fern, wie es sich nach dem tragischsten aller Ereignisse anfühlte. Denn Gott rief ihn. Er verwarf ihn nicht, er fragte nach ihm.
Rief er ihn, um ihn zu strafen oder um ihn zu trösten? Wie rufen wir unsere Kinder, wenn sie es gründlich vermasselt haben und sich fürchten, nach Hause zu kommen?
Vielleicht wollte Gott seine Kinder wissen lassen, dass er sie auch jetzt, nach dem folgenschweren Verrat, nicht verlassen noch versäumen würde. Kein Versteckspiel nötig! Er würde ihre Sünde auf sich nehmen, gemäß dem Motto: „Eltern haften für ihre Kinder.“ Und sich mit der Schlange anlegen.
Wenn sie nur auf den Ruf reagieren und zu ihm kommen würden! Wenn sie nur Kinder bleiben und nicht zu Waisen werden würden!
„Glücklich sind, die in deinem Haus wohnen (und nicht im Waisenheim).
Glücklich ist der Mensch, dessen Stärke in dir ist (und nicht in sich selbst).“ (Psalm 84,5-6)