Franks Kolumne des Glücks, Teil 2

imageGanz normal unglücklich

In meinen christlichen Anfängen war ich ein introvertierter und depressiver Jugendlicher, der aus desolaten Familienverhältnissen stammte und leicht suizidale Tendenzen hatte. Meine Bekehrung zu Jesus war ein Wendepunkt in dieser Geschichte, die irgendwie schon zuende schien, bevor sie richtig angefangen hatte. Dann las ich in der Bibel über die Freude, die ich so nie erlebte und dann ging ich in die Gemeinde und hatte den Eindruck, alle sind gut drauf, erleben ganz selbstverständlich die Liebe Gottes und führen ein „erfolgreiches“ Glaubensleben – nur ich nicht.

Später begriff ich, dass diese Einschätzung vollkommen subjektiv war, dass ich mein inneres Elend nach außen auf die anderen projizierte und zudem der Blick hinter die Kulissen ein gänzlich anderes Bild von der Gemeinde offenbarte, als der vordergründige Schein suggerierte. Darüber hab ich intensiv in meinem Buch „Die Geisterstadt“ geschrieben. Ich habe entdeckt, dass man ganz gut für ein bis zwei Stunden am Sonntagmorgen im Gottesdienst „heile Welt“ spielen kann, ohne dass die wirkliche Welt, der sogenannte Alltag und das Leben Zuhause, davon auch nur im Geringsten berührt, geschweige denn verwandelt werden.

Da ich einen guten Sinn dafür entwickelt hatte, wie man „ganz normal unglücklich“ und ein Opfer ist, fand ich eben diese Qualitäten auch in der Gemeinde wieder – und das nicht zu knapp. Es war verwirrend und widersprüchlich – und hoffnungslos überfordernd. Heißt es nicht aus apostolischem Munde:

„Freut euch im Herrn allezeit! Und wiederum sage ich: freut euch!“ (Paulus in Phil. 4,4)

Nach der Verwirrung, chronischen Selbstverdammnis und Verurteilung der Gemeinde musste ich den Weg gehen, der sich genau wie diese pure Heuchelei anfühlte: Im Glauben „so tun als ob“ ich Freude hätte – ohne Gefühl dazu. Ich musste eine Vorstellung von mir in glücklicher Version entwickeln – gegen alle inneren Widerstände – und dann entsprechend handeln. Schritt für Schritt. Das war für mich der Weg aus dem Bott der Depression und übers Wasser zu gehen – hin zu Jesus, der sagt: „Komm, steig aus und komm zu mir! In meinem Namen geht, was nicht geht“.

Ich begriff das Geheimnis des wahren Glaubens: wir freuen uns nicht mit unserer, sondern mit seiner Freude. Wir sind zuversichtlich nicht mit unserer eigenen, sondern mit Jesu Zuversicht. Und so weiter. Ich begriff den Unterschied zwischen: „Ich versuch es mit Gottes Hilfe“ und „Christus in uns – die Hoffnung auf Herrlichkeit.“ (Kol 1,27)