Apostolisch – was ist das eigentlich?

 

Wir haben in Deutschland so allerlei erlebt, was sich apostolisch genannt hat und sich als Menschen, Dienste, Gemeinden oder ganze Gemeindeverbände herausgestellt hat, die elitär, dominant, isoliert und eigenmächtig waren, sehr groß von sich hielten und alle anderen für nicht so gesalbt wie sich selbst und ein unglaubliches Maß an Machtmissbrauch über ihre Mitglieder ausgeübt haben. Es gab das schon zu Paulus Zeiten, der sich mit den falschen Aposteln auseinandersetzt, die die Gemeinde an sich reißen, um ihre eigenen Imperien aufzurichten und ganz groß rauszukommen. Das größte apostolische System (wir sprechen hier nicht über den einzelnen Gläubigen), das wir in dieser Hinsicht kennen, ist die katholische Kirche, die sich Unfehlbarkeit und Macht über die ganze Erde und jede Seele anmaßt.

Aber das Falsche gibt es nur, weil‘s auch das Richtige gibt. Die ganze Gemeinde soll entsprechend dem fünffältigen Dienst in Epheser 4 pastoral (fürsorglich), gelehrt und lehrfähig, evangelistisch, prophetisch und eben auch apostolisch sein. In allen diesen Bereichen hat die Gemeinde während ihrer Geschichte mehr oder weniger alles verloren und muss mühsam alles wiedergewinnen. Gab es vor nicht allzu langer Zeit nur noch den Pastor bzw. Priester, kamen mit den Erweckungen Stück für Stück die Evangelisten zurück, dann die Lehrer, in den letzten 20 Jahren die Propheten und nun sind die Apostel dran.

Apostel heißt zunächst einfach nur „Gesandter“ oder „Bote“ und wir alle haben Teil an der Sendung, etwa dem Missionsbefehl, aber im Besonderen die Apostel.

Wenn wir den Begriff des Boten einmal weiterführen zu dem des Botschafters, dann klingt darin eine politische Dimension an, denn ein Botschafter verkündigt nicht nur eine Botschaft, sondern vertritt zudem die Interessen eines Landes, einer Regierung, eines Reiches.

Ein Botschafter ist ein Diplomat, mit Vollmachten ausgestattet und politisch immun. Ein Botschaftsgelände untersteht dem Gesetzt des Landes, dessen Botschaft es ist und der Botschafter kann dort nicht belangt werden. Die Botschaft ist exterritoriales Gebiet, ist also ein kleines Stück des Landes, das sie vertritt.

2. Kor 5,20: „So sind wir nun Botschafter an Christi statt…“

Ich glaube, in dieser Analogie liegt viel Wahrheit, wenn wir an die Aufgabe aber auch das Amt eines Apostels denken. Als Saulus zu Paulus wird, sagt Jesus zu Ananias, welcher zu Paulus gehen soll und sich nicht traut, weil Saulus doch ein Christenverfolger war: „Geh hin! Denn dieser – also Paulus – ist mir ein auserwähltes Werkzeug, meinen Namen zu tragen sowohl vor Nationen, als Könige und die Söhne Israels.“ (Apg 9,15)

  • Ein wirklicher Apostel ist von seiner Regierung dazu berufen worden, er hat eine Diplomatenausbildung durchlaufen, er kennt sich mit den Rechten und Ansprüchen, mit dem Geist seines Landes, das er vertritt, bestens aus.
  • Er weiß, was es bedeutet im Namen seines Königs zu sprechen. Er weiß, sich zu benehmen (in Diplomatenkreisen spricht man vom Protokoll, das einzuhalten ist) und in seiner Person ein Abbild seiner Heimat und deren Kultur zu sein.
  • Er kennt sehr genau die Geschichte seines Landes sowie dessen Verfassung und die Absichten seiner Obrigkeit.
  • Er versteht ganz genau, was es mit Vollmachten, mit Befugnissen, mit Verträgen und Dergleichen auf sich hat.
  • Er wird der Bevölkerung seines Landes in dem fremden Land in jeglicher Hinsicht beistehen und ein Sprecher für sie sein. So machen es die Apostel mit der Gemeinde, die ja Gottes Volk im fremden Land ist. Die Welt ist nicht unsre Heimat, sondern die „Fremde“, in der wir uns vorübergehend befinden.
  • Apostel zeichnen sich weniger durch ihre Belehrung, als vielmehr durch ihre Bewährung aus. Durch Demut und nicht Hochmut

In Zeiten wie den unseren heute, die ich als eine Schwelle bezeichne, auf der wir stehen, wo Altes vergeht und Neues wird, mit diesem Begriff des Apostolischen besser klar zu kommen, ist pure Notwendigkeit. Ohne die Apostel können wir keine neutestamentliche Gemeinde sein und haben in der Auseinandersetzung mit den Mächten und Gewalten (Eph. 6,10f), die heute ganz unverschämt die Welt ins Chaos stürzen, schlechte Karten.

Möge Gott uns die Gabe der Unterscheidung geben, dass wir die vielen falschen Apostel loswerden und die wenigen Richtigen erkennen und aus der Versenkung holen, wohin sie von der Gemeinde häufig gestoßen wurden, weil sie nicht in den Rahmen des üblichen „Geschäfts“ passten.