Broken Windows

Denn ich kenne ja die Gedanken, die ich über euch denke, spricht der Herr, Gedanken des Friedens und nicht zum Unheil, um euch Zukunft und Hoffnung zu gewähren.

Jeremia 29,11

Vom „Broken Windows-Effekt“ sprechen die Soziologen, wenn sie feststellen, daß eine verlotterte, ungepflegte Umgebung wesentlich dazu beiträgt, dass auch ihre Bewohner sich gehen lassen und unkultiviert werden. Man denke an ein Hochhaus mit kaputten Fenstern: Die Farbe ist abgeblättert, einige haben Sprünge, das ein oder andere ist gar notdürftig mit Pappe abgedichtet.  Solch ein Anblick zeugt davon, dass die Bewohner keine Motivation (mehr) haben, ihre Umgebung in Ordnung zu halten oder gar schön zu gestalten. Anscheinend wissen sie nicht, wofür.

Vor vielen Jahren war ich in einer Stadt in Sibirien. Da gab es viele solcher „Broken- Windows“- Bezirke. Die Menschen tranken allgemein viel und die ganze Stimmung der Stadt zeugte von einem eklatanten Mangel an Perspektive. Gott aber hat genau dies im Fokus: Zukunft und Hoffnung. Haben Menschen das nicht, verfallen Moral und Anstand, die Kriminalität nimmt zu und ebenso die Gleichgültigkeit. Menschen, die durch hoffnungslose und perspektivlose Zeiten gehen, haben diesen leeren Blick in den Augen und kümmern sich gerade noch um das tägliche Überleben. Solche Blicke findet man nicht nur in Sibirien, auch bei uns gibt es Menschen, deren Horizont sich auf das Überlebensnotwendige beschränkt. Die Träume von Größe und Bedeutung sind begraben; die Kraft, aufzustehen und einen Weg zu bahnen, ist erlahmt. Wer weiß denn auch, wohin?

Nun ist ein zerbrochenes Fenster einerseits ein Zeichen dafür, dass der Schutz- und Lebensraum dahinter gefährdet ist. Andererseits kann es auch ein Zeichen dafür sein, dass eine Phase oder ein System am Ende ist, die ‚Matrix‘ der Sinnlosigkeit zerbricht und es Zeit ist, sich aufzumachen zu einem grundsätzlich anderen Ausgangspunkt. Die Flicken auf den Rissen reichen nicht mehr…

Denn ein Gerechter fällt siebenmal und steht wieder auf, aber die Gottlosen versinken im Unglück. (Spr 24,16

Verzweiflung kann zur Resignation und zur Regression führen, zum „Versinken“, wie Sprüche 24,16 sagt, aber manchmal auch zum unbändigen Schrei nach einer Wende, der sogar im Himmel gehört wird. Meiner Meinung nach ist es Zeit für ein heftiges Schreien nach Gott, denn die Welt scheint ihre Zukunft mit allen Mitteln verspielen zu wollen – auf Teufel komm raus. Diese Bereitschaft wird er sich nicht entgehen lassen, um desto kräftiger ‚zu stehlen, zu würgen und zu töten“ (Joh 10,10).

Da schrien sie zum HERRN um Hilfe in ihrer Not: aus ihren Bedrängnissen rettete er sie. Er führte sie heraus aus Dunkel und Finsternis, er zerriss ihre Fesseln. Sie sollen den HERRN preisen für seine Gnade, für seine Wunder an den Menschenkindern!  (Psalm 107, 13-15)

Mehr denn je gilt es, das Leben zu wählen und sich mit ganzem Herzen beharrlich an Gott zu hängen, um von ihm zu holen, was die Welt nicht bieten kann: Zukunft und Hoffnung. Eine Wende des Schicksals. Frieden.