Gute Prophetien – schlechte Prophetien

Tagesgedanken Autor Frank Krause
Franks TagesGedanken

Er nahm die Zwölf zu sich und sprach: Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was durch die Propheten auf den Sohn des Menschen hin geschrieben ist… (Lukas 18,31)

Ah! Wie wunderbar! Die Jünger sind bestimmt begeistert. Die Zeit der Erfüllung ist angebrochen! All die vielen und großartigen Prophetien werden sich nun erfüllen, die goldenen Zeiten brechen an. Halleluja! Der große Durchbruch, er ist gekommen, der Messias wird offenbar werden in seiner Herrlichkeit und Gott-Königs-Herrschaft. Tausende werden sich bekehren, die Gemeinden sich füllen… Wer weiß, was den Jüngern bei diesen Worten alles durch die Köpfe schoss, und welcheProphetien sie (vor allen in Jesaja und Jeremia) angestrichen haben.

   Doch dann kommt der nasse Waschlappen in ihr Gesicht, denn Jesu spricht ausschließlich über die Prophetien, die sie nicht angestrichen haben, die sie beflissentlich überlesen haben, die ihnen nicht gefallen:

…denn er wird den Nationen überliefert werden und wird verspottet und geschmäht und angespien werden; und wenn sie ihn gegeißelt haben, werden sie ihn töten… (18,32)

Bum! Ach du heilige Sch…!

   Wir wissen von der Parallelstelle in Markus 8,31-33, wo Petrus Jesus beiseite nimmt und ihm geradezu untersagt, „so negativ zu reden“. Er lehnt diese „Prophetien“ schlichtweg ab – und als es soweit ist, verleugnet er Jesus in der aller krassesten Weise, schlimmer als irgendein Mensch sonst auf Erden, schlimmer noch als Judas. Und er war ein Jünger, einer der Zwölf… aua!

   Auch wir können sehr selektiv Bibelverse anstreichen und uns ein „Wohlfühl-Evangelium“ zurechtbiegen, das nur die eine Seite der Medaille „glaubt und bekennt“ und nur dem Sieger-Jesus folgt.

Wenn dann der Spott kommt, die Schmähung und Geißelung, fallen wir ab. Wie die Jünger damals „verstehen wir gar nichts mehr“ (18,34), und wie Petrus sagen wir: „Nur das nicht!“

Der Geist selbst zeugt mit unsrem Geist, dass wir Kinder Gottes sind, Wenn aber Kinder, so auch Erben, erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir wirklich mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden. (Römer 8,16-17)

Petrus bezeichnet sich in 1. Petrus 5,1 als „Zeugen der Leiden des Christus und Teilhaber der Herrlichkeit“. Beides geht Hand in Hand. Wenn wir nur den einen Teil von Jesus haben wollen und nicht den ganzen Jesus, nur die einen Prophetien und nicht die anderen, können wir gar keinen Jesus haben und entsprechend auch nicht seiner Herrlichkeit teilhaftig werden. Die Prophetien erfüllen sich an uns nicht. Vielleicht erleben wir in der einen und anderen Versammlung und bei dem einen oder anderen Sprecher mal eine Erfüllung, aber auf uns ruht sie nicht und wir wandeln nicht in ihr. Dafür mag es viele Gründe geben, jedoch ist ein häufiger Grund m. E. der, dass wir nicht das ganze Evangelium annehmen, sondern nur das, von dem wir uns Vorteile versprechen.