„Aber was auch immer mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust geachtet…um ihn und die Kraft seiner Auferstehung zu erkennen.“ (Phil 3,7-8)
Nun ist es wieder so weit – Ostern steht an. Ferien, Feiertage, Ostereier und gutes Essen nach dem Gottesdienst… alles wie gehabt. Aber nein, in Wahrheit ist nichts wie immer. Die Welt hat sich weitergedreht, wir stehen vor apokalyptischen Krisen und Katastrophen. Im Angesicht von Kriegen und Teuerung, Erdbeben, Feuer und Überflutungen ungekannten Ausmaßes brauchen wir unabdingbar ein neues Verständnis für- und eine neue Erfahrung mit der Auferstehungskraft Jesu – nicht erst nach unserem seligen Ableben im Jenseits, sondern hier und heute. Nur der Himmel kann die Erde retten!
Auch wenn wir in betäubenden Routinen laufen, die uns jeglichen Sinn für das rauben, was an Ostern wirklich geschehen ist und das „Fest“ in gutbürgerliche Formen gießen, die die Brisanz des Sterbens und der Auferstehung von Jesus völlig entschärfen, es bleibt dabei: Die Kraft der Auferstehung ist die einzige Kraft, die gegen die Kraft der Zerstörung ankommt, denn sie stammt nicht von dieser Welt.
Paulus setze alles daran und gab alles andere in seinem Leben dafür auf, um dieser Kraft teilhaftig zu werden – und an diesem Preis für die Teilhabe an der Auferstehungskraft hat sich bis heute nichts geändert. Wir können sie niemals durch ein paar unterhaltsame Wochenend-Veranstaltungen begreifen oder gar empfangen. Paulus beschreibt den Preis in dem oben zitierten Abschnitt aus dem Philipperbrief im Vers 13 so:
„Ich vergesse, was hinter mir liegt und strecke mich aus nach dem, was vorne ist, und jage auf das Ziel zu, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus.“
Diese Hingabe, Entschlossenheit und Intensität, die an einen Soldaten oder Sportler erinnert, der alles dransetzt, um den Sieg zu erringen bzw. eine Berufung zu erfüllen, hat so gar nichts gemein mit unserer gut kultivierten und domestizierten Art von Sonntags-Christentum, welches auch ganz ohne Hingabe, Entschlossenheit und Intensität funktioniert, darum erleben wir auch weder die Kraft noch den Sieg Christi, wir reden nur darüber.
Nachdem ich viele Jahre diesem kraft- und fruchtlosen Gemeindetum gedient habe, wurde mir klar, dass die Realisierung des Reiches Gottes, der Auferstehung, der Kraft des Heiligen Geistes, usw. nicht in unsere allgemeinen kirchlichen Formen passt, nicht in unsere Programme zu integrieren ist und nicht von guten Pastoren „gemanagt“ werden kann – sie ist dafür viel zu groß und zu „wild“.
Die Auferstehung kann nicht von Kirchen sondern nur von Menschen empfangen werden. Diese aber brauchen die oben erwähnte Haltung von Paulus, alles dafür zu geben und Menschen der Auferstehung zu werden. Wenn unsere Predigten und Gottesdienste nicht dazu führen, dass solche Menschen dabei herauskommen, dann kommt die Auferstehungskraft nicht zum Zuge und die Welt geht aus einem Mangel daran unter. Allerdings werden Menschen, die mit der Nachfolge ernst machen, heute schnell als Fundamentalisten und Extremisten abgetan, sie passen nicht ins Programm und stören den „Frieden“ der kirchlichen Routine.
Dies ist das Dilemma, in dem wir als moderne „Christenheit“ stecken: Lassen wir uns wirklich auf das Evangelium ein – etwa an Ostern auf die Auferstehung oder dann an Pfingsten auf den Geist und das Feuer, dann werden die Kraft der Auferstehung oder das Feuer des Heiligen Geistes unser „braves Gemeindetum“ geradezu in die Luft sprengen, denn wir sind nicht identifiziert mit einer Haltung der Jüngerschaft, wie sie Paulus klar beschreibt, damit wir wissen, was es braucht, um solche himmlischen Kräfte zu empfangen und zu ertragen.
Die Osterfrage an jeden Einzelnen von uns lautet:
„Wenn Jesus wirklich auferstanden ist und wirklich mich mit dieser Auferstehungskraft erfüllen möchte, um gemeinsam mit ihm die Welt zu retten, was bedeutet das für mich?“