„An jenem Tag werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch.“ (Johannes 16,18)
Die Welt verlangt das Opfer unserer Selbst – unseres Lebens – um uns mit ihrer Anerkennung und ihrem Geld zu „segnen“ – solange wir nützlich sind. Ehrlich gesagt denke ich, sie domestiziert und kastriert uns Männer dafür, stutzt uns die Flügel und steckt uns in ihre „Menschen-Verarbeitungs-Anlage“ zur optimalen Ausbeute.
Es ist immer wieder die eine gleiche Geschichte, die sich abspielt: die „Geschichte des verlorenen Sohnes“. Der musste ans Ende seiner Selbst kommen und sich schließlich erniedrigen, wenigstens das Gleiche wie die Tiere „zu fressen“ zu erbetteln, aber auch das wurde ihm verwehrt. Nur gegen Bezahlung! Leben nur gegen Cash! Er hungerte…
Er hat es nicht geschafft, sein eigener Herr zu werden, autonom und König seines eigenen Reiches. Die „erfolgreichen und glücklichen“ Männer aus dem Fernseher hat er im echten Leben nie zu Gesicht bekommen. Die „Welt“ hat ihn bis zum Burnout überfordert. Ernüchtert erinnerte er sich schließlich an die „Ranch seines Vaters“, wo es jedem „Knecht“ unvergleichlich viel besser ging als ihm, also beschloss er, dem Vater seine Arbeit anzubieten. Der wollte aber keinen weiteren Knecht, sondern seinen Sohn! O was für ein Gleichnis für die arbeitsorientierten Männer!
Endlos viele Christen meinen, Gott wolle, dass sie für ihn arbeiten und sie tun es auch. Nur dass Gott so schrecklich wenig auf ihre Mühe reagiert! Ist er denn nie zufrieden?!
Ein Sohn definiert sich nicht über Leistung, sondern über Zugehörigkeit: er gehört zum Vater, er ist Teil der Familie, er ist der Erbe. Er muss sich Haus und Hof, Namen und Position nicht erarbeiten und verdienen. Das alles liegt schon für ihn bereit. Was muss er also tun, um in dieses Erbe einzutreten? Mit dem Vater bereits darin leben und auf diese Weise seiner Art und seines Geistes teilhaftig werden, um die „Geschäfte“ in seinem Namen führen zu können ganz so wie er. Das ist das MUSS. In diesen beiden Worten liegt der Schlüssel für die Qualifikation, die es für einen Sohn braucht, um in die Fülle des Reiches Gottes einzutreten: „…wie er“. IST er wie Er, dann HANDELT er auch wie Er.
Wenn ein Mann wie Gott ist, weil er mit Gott zusammenlebt und sein Wesen durch sich fließen lässt, ist das was ganz anderes, als wenn ein Mann versucht, Gott zu sein ohne Gott – auf eigene Faust. Was fließt dann durch ihn? Vor allem die Angst darum, „es nicht zu schaffen“. Ein Angst-getriebenes Leben – und das kann auch sehr religiös sein – wiederum ist was ganz anderes, als ein Liebe-getriebenes Leben. Gott ist Liebe. Wir haben keine Ahnung wie das geht, wir kennen im Allgemeinen nur die Angstvariante und die ewige Anstrengung, die Angst zu verbergen und „cool“ zu tun, ohne cool zu SEIN.
Das Angst-Management kostet uns viel. Die Lebens-Kräfte gehen dafür drauf und wir sterben innerlich vor uns hin, während wir ein lächelndes Gesicht aufsetzen und behaupten: „Mir geht es gut, danke!“.
Wir mögen Fragen: Wo ist das Handbuch mit dem Titel „Sein wie Gott“? Und als Christen werden wir sagen, die Bibel sei dieses Handbuch. Aber auch in der Gemeinde finden wir jede Menge „verlorene Söhne“ und „Knechte“, die je nachdem durchaus viel über die Bibel wissen, den Vater aber nicht kennen. Nicht die Bibel macht uns zu Söhnen, sondern der Vater. Also bringt Jesus uns zu ihm. Das ist seine Mission. Nein, nicht die Vergebung der Sünden ist die erste Mission, sondern die VerSÖHNung mit dem Vater. Dafür musste die Macht der Sünde gebrochen werden, was Jesus am Kreuz vollbracht hat. Das ist wahr. Aber er hat es nicht dafür vollbracht, dass wir jetzt weiter verlorene Söhne und Knechte bleiben, denen eben die Sünden vergeben sind, sondern Verlorene und Knechte, die zurück in die Arme des Vaters kommen, um dort zu werden wie er. Endlich!
Die Bibel kann diese Arme nicht ersetzen, auch nicht den Kuss des Vaters und alles andere, was wir in der Geschichte des verlorenen bzw. gefundenen Sohnes finden. Die Bibel berichtet uns aber darüber… Sie berichtet uns über geistliche Realitäten und Zusammenhänge, sie ersetzt sie nicht.
Wir können ein christliches Leben lang über Gott, den Vater Bibelverse auslegen, ohne je mit ihm in persönlichen Kontakt zu kommen. Und weil wir womöglich niemanden kennen, der die Berührung mit dem Vater und seinem Haus wirklich und wahrhaftig erlebt, halten wir unseren distanzierten Zustand vielleicht für normal und gar biblisch. Aber er ist weder normal noch biblisch. Er ist eine Katastrophe. Er ist die weitgehend unerkannte SÜNDE, denn die Trennung vom Vater hält uns weiter im Zustand der Verlorenen bzw. Waisenkinder. Sollten wir davon nicht umkehren zum Vater – in Jesu Namen! – mit ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Verstand und aller Kraft? Ist DAS nicht die Erfüllung des einen Gebotes und der Weg der LIEBE?