“Gib mir, mein Sohn, dein Herz…” (Sprüche 23,26)
Ich las folgende Aussagen zum Thema Hingabe:
„Hingabe ist ein Wort, welches recht häufig benutzt und schnell daher gesagt ist, ohne die tatsächliche Bedeutung geklärt zu haben. Was geben wir hin und wohin? Genauso wenig, wie wir Dankbarkeit, Demut und Vertrauen auf Bestellung in uns erzeugen können, so können wir auch wahre Hingabe nicht willentlich in uns erzeugen. Es sind vielmehr Seinszustände, die sich im Laufe des Erwachens-Prozesses einstellen…“ (Rudat)
Als Christen ist uns klar, Gott sucht unsere Hingabe. Manchmal wollen wir sie aus „gehorsam“ erzwingen, aber so geht das nicht. Manchmal singen wir die schönen, hingebungsvollen Lieder im Gottesdienst mit – und fühlen uns komplett als Heuchler. Und trotz all der Leute um uns her sind wir innerlich total alleine. Unser Gesicht lächelt bemüht, während unser Herz Schnappatmung hat.
Es ist ein langer Prozess, die Seiten von Furcht und Isolation hin zu einem wirklichen, liebe-bestimmten Vertrauen zu wechseln, Es ist ein langer Heilungsweg, der m. E. ein Leben lang zu gehen ist und der wachstümlich verläuft.
Wir können heute darauf achten: Was verschließt uns und was öffnet uns? Was drängt uns zurück und was holt uns aus uns heraus? Das könnte uns wichtige Erkenntnisse bescheren!
Gott arbeitet unermüdlich daran, einerseits unsere Furcht und Verletztheit zu entmachten, wozu er uns den „Tröster“ sendet, der uns niemals verlässt und immer beisteht. Er verspricht uns das, was kein Mensch halten kann: „Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt!“ Na wenn das kein Balsam auf unsere Wunden der Verlassenheit ist! Auf der anderen Seite stärkt er jede noch so kleine Regung neuen Vertrauens und Öffnens des Herzens – denn im Herzen entspringt die Quelle des Lebens (Spr. 4,23). Sie entspringt nicht im Kopf. Darum kann man Hingabe nicht „machen“, es ist eine Herzensangelegenheit, ein „Seinszustand“, der kultiviert werden will, wie es oben heißt. Gott geht es viel mehr um unser Sein, als um unser Wissen und aufgesetztes Benehmen etwa im Gottesdienst.
Rudat schreibt:
„Wir sind sehr sensibel gegenüber den subtilen, gewohnten Vermeidungsversuchen unseres kleinen Ichs, sodass wir sie sofort bemerken und uns gar nicht erst verschließen. Somit bleiben wir in der Offenheit, bzw. Hingabe… und empfangen den Schmerz, bis er durchgelaufen ist, denn unsere Aufgabe besteht jetzt darin, trotz aller widrigen Umstände, das volle Vertrauen in Gott … zu verwirklichen.“