Die Stadt Gottes

Ihr seid gekommen zum Berg Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem. (Hebräer 12,22a)

Bildnachweis: benn-mcguinness-5joapmLJjtY-unsplash

Diese Worte aus dem Hebräerbrief, die mit einer ganzen Reihe von Orten, Ereignissen und Gnaden bis zum Vers 24 fortgesetzt werden, zu denen wir gekommen sind, haben mich über viele Jahre stark herausgefordert und tun es immer noch an jedem einzelnen Tag. Denn die Frage stellt sich, wie wir all das, was uns dort zugesprochen wird, realisieren – oder eben nicht. Das Paradox der Situation lautet: Wie kommen wir zu dem, wozu wir gekommen sind?

    Die längst Zeit meines Christseins kannte ich niemanden in der Gemeinde, der meiner Wahrnehmung nach zur „Stadt des lebendigen Gottes“ gekommen war. Vielleicht theologisch-theoretisch ja, aber praktisch gesehen nein. Man sprach über die Stadt als etwas, wo wir nach unserem Ableben einmal hinkommen und die am Ende der Endzeit vom Himmel auf die Erde kommt:

Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel von Gott herabkommen, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. (Offb. 21,2)

Da wir aber schon zu Lebzeiten Zugang zum Himmel haben und bis vor den Thron Gottes kommen dürfen und sollen, ja sogar Bürgerrechte im Himmel haben, müssen wir nicht auf die physische Manifestation des Neuen Jerusalem aus einem neuen Himmel herabkommend auf eine neuen Erde warten. Wir haben jetzt Zutritt – in Christus. Jesus ist der der Schlüssel zu alledem, er nimmt uns in sich auf und nimmt uns dann überall mit hin. Das zu erleben, ist Seligkeit. Sie ist heute und hier für jeden, der sich an Jesus hängt, möglich und nötig, um selbst eine neuer Mensch zu werden, der in all diese großen Neuheiten eingeführt wird, um damit vertraut zu werden.

    Das Leben „im Geist“ ist unter anderem auch ein „Leben im Himmel“. Der Himmel und die Stadt Gottes sind nicht weit weg, sondern in einer anderen Dimension, die wir „im Geist“ offenbart bekommen und betreten können. Sie sind uns ganz nah. Wenn wir das nur begreifen würden!

    Jesus verkündete: „Das Reich Gottes ist nahe herbei gekommen.“ Wie nah ist das? An anderer Stelle spezifiziert er das und sagt: Das Reich Gottes ist nicht irgendwo, wo wir dann hinreisen müssen, sondern es ist mitten unter uns gegenwärtig (Lk 17,20-21). Wörtlich heißt es eigentlich, es ist IN UNS gegenwärtig. Wir müssen also nicht irgendwo hinlaufen, sondern IN UNS gehen. Dort werden wir es finden.      

    Wie gesagt, war mir das alles trotz Bekehrung, Bibellesen und Gemeindebesuch unzugänglich und rätselhaft. Gefühlt war Gott für mich weit weg. Da ich keinen guten Zugang zu mir selbst bzw. zu meinem Herzen hatte, fand ich nicht, was mir angeblich so nah gekommen war. Ich denke, viele Christen suchen permanent an der falschen Stelle nach dem Himmel und seiner Gnade und Fülle. 

    Es braucht eine vom Heiligen Geist initiierte Herzenserweckung, um die inneren Augen und Ohren zu öffnen, die fähig sind, die himmlischen Bereiche zu sehen und zu hören. Wenn wir dann in die Stadt Gottes geführt werden – normalerweise durch Engel, die wir nun auch besser wahrnehmen – kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wir fühlen uns nicht fremd, sondern Zuhause, so, als wären wir auf eine unerklärliche Art und Weise schon immer Bürger dieser Stadt gewesen.

Glückselig, die ihre Kleider waschen, damit sie ein Anrecht am Baum des Lebens haben und durch die Tore in die Stadt hineingehen! Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Unzüchtigen [Hurer] und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut. (Offb 22,14-15)