Bericht #2: Willow-Creek-Leiterkongress 2018 Dortmund

Willow-Creek-Leiterkongress

Messestand Glory World

Die große Messe beginnt. Was hat all die Besucher nur hierher getrieben? Wie man Gemeinde macht oder wie man Gemeinde ist? Ich denke, nach wie vor steht die Seins-Frage zu wenig im Fokus. Jemand hat mal gesagt: Menschen suchen nach besseren Methoden, Gott nach besseren Menschen…

Ich sitze mit meinem Verleger in unserer kleinen Aussteller-Box, die sündhaft teuer war und versuche, zu begreifen, was vor sich geht. Leute kommen vorbei und betrachten zumeist etwas irritiert die Titel unserer Bücher. Eine Frau fragt, ob wir „gegen die Gemeinde sind“. Mit aller Mühe will der Verleger ihr seine Sicht von Gemeinde erklären, aber mir, als dem Zuhörer, scheint es, als sprächen die beiden verschiedene Sprachen und füllen die Begriffe mit unterschiedlichen Inhalten. Ich sehe an diesem Dialog, wie schwer es ist, die Dinge anders zu denken und zu formulieren, als es über Jahrzehnte und Jahrhunderte eingespurt worden ist. „Gemeinschaft“ wird immer noch als Veranstaltung verstanden, Leiterschaft autoritär (top-down) gehandhabt und die Struktur der Gemeinde als Hierarchie gesehen. Jesus darf gerne alles absegnen. Aber ehrlich gesagt, scheint er mir für diese Art von Gemeinde gar nicht so unbedingt nötig zu sein. Wir haben seine Geschäfte übernommen (Stichwort Business: Unter den Referenten fällt mir der Name „Melinda Gates“ auf), schließlich ist er ja auch „fort“ im Himmel und wir müssen jetzt sein Reich, also unsere Kirchen, bauen und die Welt gewinnen. Für die Kirche. Denn wie sagt der Leitspruch der Willow-Bewegung: „The local church is the hope of the world“(Bill Hybels). Der Leitungskongress hat daran angelehnt formuliert: „Zukunft – Hoffnung – Kirche“.

Geht es nur mir so, oder fehlt da irgendwie JESUS? Im Einführungstext zum Kongress, den ich auf der Suche nach IHM zigmal lese, kommt er auch nicht vor (Der Vater übrigens auch nicht, so wenig wie der Geist.). Und ich Hinterwäldler dachte, ER sei die Hoffnung der Welt und die Zukunft gehöre IHM! Und ER würde SEINE Gemeinde bauen… Aber nun liegt das Mandat der Hoffnung der Welt ganz bei der Kirche. Wie schon seit Konstantin. Nichts hat sich verändert. „Wir schaffen das“.
Ist das zu kritisch? Ich muss zugeben, nach Jahrzehnten von Erfahrung mit Kirche und Gemeinde bin ich es vollkommen Leid, Jesus NICHT im Zentrum zu sehen, sondern Menschen und ihre wohlmeinenden Methoden. Sind wir nicht allzu humanistisch geworden statt heilig? Egomanisch statt Jesusmanisch?

Willow-Creek-Leiterkongress

Dortmund Messehalle